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Mitteldeutsche Zeitung: Union im Wahlkampf
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer: CDU/CSU fehtl die zentrale Botschaft

Halle (ots)

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer
(CDU) hat sich besorgt über die jüngsten Umfragen geäußert. CDU und 
CSU fehle eine zentrale Botschaft. "Ich kenne Umfragewerte, wo die 
CDU in Ostdeutschland schlecht aussieht", sagte Böhmer der in Halle 
erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Montag-Ausgabe). "Ich habe den
Verdacht, dass viele Menschen hier enttäuscht sind. Die sagen: ,Wir 
haben schon CDU-Regierungen gehabt und waren arbeitslos. Dann hatten 
wir SPD-Regierungen und waren arbeitslos. Die taugen alle nichts.' Es
scheine, so Böhmer weiter, dass auch die CDU mit dem, was bisher im 
Wahlkampf angeboten wurde, die kritischen Wähler einfach nicht 
überzeugen könne. "Wir brauchen noch eine richtige, den Menschen Mut 
machende, zentrale Botschaft. Der Satz: ,Wir werden alles anders und 
alles besser machen', der reicht allein nicht. Es fehlt eine 
gesellschaftspolitische Botschaft, wie wir das Zusammenleben im 21. 
Jahrhundert in einer modernen Industriegesellschaft neu organisieren 
wollen. Damit sechs Tage vor einer entscheidenden Wahl in die 
Öffentlichkeit zu kommen, erscheint mir zu spät." Zu den Querelen um 
den Finanzexperten Paul Kirchhof erklärte Böhmer: "Es redet ja kaum 
noch jemand über steuerpolitische Absichten der Union, sondern bloß 
noch über persönliche Vorstellungen von Herrn Kirchhof, von denen er 
weiß, dass er sie so auch in der Regierung gar nicht durchsetzen 
könnte. Ich weiß nicht, ob es klare Absprachen mit Herrn Kirchhof 
gegeben hat. Doch wenn die Sache nicht so aufgeht, wie sie gewollt 
war, dann sollte man die Schuld nicht gleich bei anderen suchen. Dann
müssten wir uns auch kritisch selbst befragen." Zu einer großen 
Koalition sagte der CDU-Politiker: "Ich würde das niemals als ein 
erstrebenswertes Ziel bezeichnen, schon gar nicht mit einer SPD, die 
nicht mal einem SPD-Bundeskanzler gefolgt ist. In einer großen 
Koalition wäre das nahezu chaotisch." Man werde bis zum 18. September
kämpfen, um dies zu verhindern. Böhmer fügte jedoch hinzu: "Wenn es 
am Ende einer Wahl nicht anders geht, könnten wir nicht die nächsten 
Neuwahlen verlangen. Wir wären es den Menschen und der Demokratie 
schuldig, dass wir uns dann zusammenraufen. Das hat in Bremen 
geklappt, in Brandenburg, in Sachsen und neuerdings in 
Schleswig-Holstein. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen."

Rückfragen bitte an:

Mitteldeutsche Zeitung
Markus Decker
Parlamentsbüro
Tel.: 030/2888 1415

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