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Mitteldeutsche Zeitung: Parteienforscher/Neue Linke Jesse sieht in Parteienfusion den Anfang vom Ende der Linkspartei

Halle (ots)

Die Gründung einer neuen Linken aus Linkspartei und
WASG (Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit) ist nach 
Ansicht des Chemnitzer Parteienforschers Eckhard Jesse möglicherweise
"der Anfang vom Ende" der Linken. Die neue gesamtdeutsche Partei 
werde keine Ostpartei mehr sein und den Ost-West-Konflikt nicht mehr 
kultivieren können, sagte der Politik-Professor an der Technischen 
Universität Chemnitz im Gespräch mit der in Halle erscheinenden 
Mitteldeutschen Zeitung (Dienstag-Ausgabe). Das dürfte vielen Wählern
in den neuen Ländern missfallen. "Für die Linkspartei ist das sehr 
riskant", argumentierte Jesse. Es könne sein, dass sie im Osten 
mindestens so viele Wähler verliere, wie sie im Westen vielleicht 
dazu gewinne. "Der vermeintliche Sieg könnte sich als Pyrrhussieg 
erweisen. Vielleicht erlebt die Linke auch gerade den Anfang vom 
Ende", so Jesse.
Der Parteienforscher glaubt nicht, dass das für Juni geplante 
Zusammengehen beider Parteien noch scheitern könnte, auch "wenn es 
noch Spannungen
zwischen den eher radikalen Linken von der WASG und den moderateren 
Pragmatikern der Linkspartei gibt". Das könnten sich beide Parteien 
nicht erlauben. Nach Meinung des Wissenschaftlers hat die WASG 
"geschickt verhandelt". Als viel kleinere Partei habe sie einen 
gleichberechtigten Zusammenschluss hinbekommen." Die WASG sei klar 
der Sieger.
Jesse zufolge muss sich die SPD derzeit fürchten. "So lange sie in
Regierungsverantwortung steht, wird sie Wähler an die Linke 
verlieren." Aber möglicherweise gebe es bei der SPD einen Linksruck 
oder sogar ein Ausscheren aus der Regierung. "Dann muss sich die 
Linke warm anziehen. Denn in der Opposition wird die SPD linken 
Stimmen wieder aufsaugen, vielleicht sogar die Linke schlucken, wenn 
die ihren Ostbonus verliert", erklärte Jesse.

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