Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014 gestartet - Verbraucher entscheiden über die dreisteste Werbelüge des Jahres - Produkte von Coca-Cola, Unilever, Coop, Mondelez und Nestlé nominiert
Berlin (ots)
Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014 ist eröffnet. Ab sofort können Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de bis Ende September abstimmen, welchem Lebensmittelhersteller die Verbraucherorganisation foodwatch den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres verleihen soll.
"Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass irreführende Werbeaussagen und Etiketten bei Lebensmitteln weiterhin ganz legal sind und daher im Supermarkt eher die Regel als die Ausnahme", erklärte Lena Blanken, "Wahlleiterin" beim Goldenen Windbeutel. "Die Bundesregierung hat dem Etikettenschwindel zwar seit Jahren offiziell den Kampf angesagt - bessere Gesetze gibt es bis heute jedoch nicht. Die Lebensmittelindustrie freut sich, dass sie sich weiter ungehindert ihrer kleinen Tricks und perfiden Täuschungsmaschen bedienen kann."
Für den Goldenen Windbeutel 2014 hat foodwatch fünf Produkte nominiert:
1. Glacéau Vitaminwater von Coca-Cola: Die Produkte dieser Serie sind nicht mehr als billiges Wasser, aufgepeppt mit Aromen, Farbstoffen und überflüssigen Vitaminzusätzen - Coca-Cola bewirbt sie jedoch mit Gesundheitsversprechen wie Wunder-Wasser, beispielsweise für das Immunsystem (Sorte "defense"). Eine 500ml-Flasche hat im Einzelhandel den stolzen Preis von etwa 1,80 Euro. foodwatch-Wahlleiterin Lena Blanken: "Ein typisches Functional-Food-Produkt: Erfunden, um Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen."
2. Knorr activ Hühnersuppe von Unilever: Eine "Hühner"suppe ganz ohne Hühnerfleisch, stattdessen nur 1 Prozent billiges Hühnerfett. Die Werbeaussage "ohne geschmacks-verstärkende Zusatzstoffe" suggeriert besondere Qualität, entpuppt sich jedoch ebenfalls als irreführend: Die Suppe enthält die Zutat Hefeextrakt, die wiederum geschmacksverstärkendes Glutamat enthält. Lena Blanken: "Unilever schwindelt gleich doppelt und legt es offen auf eine Irreführung der Kunden an."
3. Unser Norden Bio Apfelsaft naturtrüb von Coop: "Aus der Region - für die Region", so lautet das Konzept von Coops Handelsmarke Unser Norden. Coop gibt auf Nachfrage zu, dass entgegen diesem Versprechen keineswegs alle verarbeiteten Äpfel aus Norddeutschland stammen. Das Bio-Siegel auf dem Etikett nennt nur "EU-Landwirtschaft" als Herkunftsangabe. Lena Blanken: "Woher genau die Äpfel stammen, will Coop ebenso wenig angeben wie den Anteil der tatsächlich aus Norddeutschland stammenden Früchte - das Handelsunternehmen will seine Kunden offenbar für dumm verkaufen, wenn er dennoch mit regionaler Herkunft wirbt."
4. Belvita Frühstückskeks von Mondelez (ehemals Kraft Foods): Beworben als empfehlenswertes Frühstück mit "5 Cerealien aus dem vollen Korn", in Wahrheit eine Süßigkeit. Die versprochene "Energie für den ganzen Vormittag" steht im Kontrast zu einem Zuckergehalt von bis zu 28 Prozent. Lena Blanken von foodwatch: "Für einen schnöden Keks hat sich die Marketing-Abteilung von Mondelez einen neuen Verzehranlass als Hauptbestandteil eines ausgewogenen Frühstücks ausgedacht - zu einer solchen Idee gehört schon eine gehörige Portion Frechheit."
5. Alete Mahlzeit zum Trinken ab 10. Monat von Nestlé: Trinkmahlzeiten führen zu Überfütterung und fördern Karies, warnen Kinderärzte - und fordern bereits seit 2007 in seltener Deutlichkeit einen Vermarktungsstopp. Davon unbeeindruckt empfiehlt Nestlé sein Produkt als "vollwertige Mahlzeit" für Säuglinge, das mit dem Hinweis "reich an Calcium & Vitamin D für gesundes Knochenwachstum" besonders gesund daher kommt. Mit dem Alete-Versprechen für "gesundheitlich unbedenkliche und qualitativ hochwertige Produkte für die sichere Ernährung" von Babys hat die Realität der Trinkmahlzeiten nichts zu tun. Lena Blanken: "Das ist perfidester Gesundheitsschwindel auf Koster der Kleinsten."
Die Online-Wahl der dreistesten Werbelüge des Jahres läuft noch bis zum 30. September. foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel 2014 bereits zum sechsten Mal als Negativpreis für die Lebensmittelindustrie. 2013 entfiel die Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf Capri Sonne (Wild/Deutsche SiSi-Werke). Die vorherigen Preisträger waren Hipp (2012), Ferrero (2011), Zott (2010) und Danone (2009).
Link: Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014 findet statt unter www.goldener-windbeutel.de und auf facebook unter: www.facebook.com/foodwatch
--- Redaktionelle Hinweise ---
Download-Material
Unter www.foodwatch.de/windbeutel2014 finden Sie:
- eine Pressemappe mit weiteren Informationen zu den Produkten und zur Wahl - Bildmaterial/Fotostrecken - O-Töne - ein Wahl-Widget zum Einbinden in Websites und Blogs
Terminhinweis
Die Preisverleihung des Goldenen Windbeutels 2014 findet statt am 1. Oktober 2014.
--- Hinweise zu Formulierungen ---
Zum besseren Verständnis der Thematik möchte foodwatch freundlich empfehlen, bei der Berichterstattung auf folgende Formulierungen zu verzichten:
- "foodwatch prangert an" bzw. "foodwatch warnt vor...": Der Pranger ist ein Instrument des Mittelalters, bei dem sich der "Angeprangerte" nicht wehren konnte. Deshalb ist der Vergleich schief: Die Lebensmittelhersteller gehen mit ihren Produkten mitsamt deren Etikettierung und Bewerbung in die Öffentlichkeit - eine öffentliche Kritik des ohnehin Öffentlichen stellt einen normalen Austausch von Meinungen dar. Über die Art der Vermarktung und Kennzeichnung können sie im Rahmen der Gesetze selbst frei entscheiden. Zur "Warnung": Gegenüber der Produktgruppe der Trinkmahlzeiten bestehen die genannten gesundheitlichen Bedenken. Insbesondere, was die anderen Produkte angeht, so gibt es keinen Anlass für eine "Verzehrwarnung" - foodwatch geht es bei den Kandidaten um die Diskrepanz zwischen Werbung/Etikettierung und Wirklichkeit. Richtig ist also: foodwatch "kritisiert" die Werbepraktiken der genannten Unternehmen, "wirft den Herstellern Etikettenschwindel/Irreführung/legale Verbrauchertäuschung vor" etc.
- "Die Verbraucher sollten also besser genau aufs Kleingedruckte achten": Das ist zwar nie verkehrt, aber auch nicht die Lösung für das Problem des legalen Etikettenschwindels und insofern aus unserer Sicht kein geeignetes Fazit. Denn viele Informationen (z.B. zur Herkunft von Produkten) stehen gar nicht erst auf der Verpackung. Und selbst wenn: Unserer Vorstellung entspräche es auch nicht, wenn sich Verbraucher vorne auf der Packung in Großbuchstaben Schwindel gefallen lassen müssten, wenn sie hinten im Kleingedruckten die Auflösung finden könnten. Entscheidend ist also die Frage, wie der gesetzliche Rahmen gestaltet werden muss, um die Unternehmen zu einer ehrlicheren Kennzeichnung und Bewerbung zu bringen.
- "Wer immer nur billig einkaufen möchte, bekommt eben schlechte Qualität": Falsch, denn im Lebensmittelmarkt ist teuer nicht automatisch gut, billig nicht automatisch schlecht. Bei den fünf nominierten Produkten handelt es sich zum Teil um verhältnismäßig teure Marken- bzw. Bio-Produkte. Unabhängig davon, wie viel Geld ein Lebensmittel kostet - der Anspruch, dass Werbung/Etikettierung und Realität übereinstimmen, gilt für alle Lebensmittel. Die angebliche "Geiz ist geil"-Mentalität wird also gern als vermeintlich einfache Erklärung missbraucht, um den Verbrauchern die Verantwortung für die Praktiken der Hersteller in die Schuhe zu schieben.
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