London 2012: Sporthilfe-Experten-Ausblick mit Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius
Frankfurt am Main (ots)
London 2012: Sporthilfe-Experten-Ausblick für Donnerstag, 09.08.2012
Speerwurf der Frauen mit Obergföll, Stahl und Molitor Weltmeisterin Steffi Nerius zu den Medaillenchancen der deutschen Speerwerferinnen
Mit kühlem Kopf über sich hinaus wachsen
Unsere Werferinnen Christina Obergföll, Katharina Molitor und Linda Stahl werden über sich hinaus wachsen müssen, um bei der Medaillenvergabe ganz vorne mit dabei zu sein. Für mich sind die Tschechin Barbora Spotáková und auch die Russin Maria Abakumowa die Top-Favoritinnen auf Gold. Wie schon in Peking erwarte ich ein sehr spannendes Duell. Als Dritte mitmischen kann sicherlich die Südafrikanerin Sunette Viljoen, die schon bei der letzten WM in Daegu die lachende Dritte war und ihre Bestleistung in diesem Jahr auf 69,35 Meter (Afrika-Rekord) gesteigert hat. Wenn Linda Stahl die "Normhürde" genommen hat, wirft sie immer befreiter. Sie ist eine Wettkampfathletin, und ich traue ihr eine Steigerung ihrer persönlichen Bestleistung von 66,81Meter zu. Trotzdem denke ich, dass vor allem Christina Obergföll Weiten um die 68 oder 69 Meter werfen und somit in den Kampf um die Medaillen eingreifen kann. Dazu muss sie einen kühlen Kopf bewahren, sich auf ihre Stärken konzentrieren und sich nicht von anderen Weiten aus der Ruhe bringen lassen. Katharina Molitor hat schon oft gezeigt, dass sie über 64 Meter werfen kann, und ich bin mir sicher, dass sie den Einzug ins Finale und einen Platz unter den besten Acht schaffen kann.
Ich werde mir diesen Wettkampf ganz entspannt vor dem Fernseher ansehen. Ich hatte eine wunderschöne Zeit, eine tolle Karriere mit einem sensationellen Abschied und kann genau deswegen alles ganz entspannt, ohne jeglichen Wehmut verfolgen. Ich bin sehr dankbar, dass mein Körper diese lange Zeit im Leistungssport so gut durchgehalten hat, und ich freue mich seitdem über meine neuen Aufgaben und Herausforderungen im Beruf.
An meinen zweiten Platz bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 erinnere ich mich natürlich besonders gerne, da es für jeden Sportler das Größte ist, eine Medaille bei diesem Wettkampf zu gewinnen. Erst danach wird einem oft bewusst, was für eine Arbeit dahinter steht, um solche Erfolge feiern zu können. An dieser Stelle möchte ich noch einmal der Deutschen Sporthilfe danken, dass sie mich so viele Jahre unterstützt hat. Gerade in den Jahren zwischen den Junioren- und der Erwachsenen-Startklasse gab es einige finanzielle Engpässe. Auch in nicht so guten Zeiten standen die Deutsche Sporthilfe, mein Verein (TSV Bayer 04 Leverkusen) und meine Sponsoren hinter mir.
Mit Prognosen tue ich mich immer schwer, aber ich bin mir sicher, die deutschen Leichtathleten werden mehr Medaillen als vor vier Jahren in Peking gewinnen. Um aber einfach mal zu tippen, sage ich: je zweimal Gold, Silber und Bronze.
Eure Steffi Nerius
--------------------------------------------- Steffi Nerius (* 1. Juli 1972 in Bergen) gewann bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen die Silbermedaille im Speerwurf. Nachdem sie seit der EM 2002 bei Großereignissen immer auf dem Podest gestanden hatte, jedoch nie ganz oben, erfüllte sie sich mit dem Gewinn der Goldmedaille bei der EM 2006 ihren langjährigen Traum. Ihre erfolgreiche Karriere krönte sie bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin, als sie mit einer Weite von 67,30 Metern Weltmeisterin wurde. Steffi Nerius wurde über 18 Jahre (1991 bis 2009) von der Deutschen Sporthilfe gefördert, seit 2010 engagiert sie sich im Gutachter-Ausschuss der Deutschen Sporthilfe.
Abdruck honorarfrei. Quelle: Deutsche Sporthilfe.
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