Oxfam: Wichtige UNO-Reform darf nicht scheitern - Bundesregierung muss handel
Berlin (ots)-
Achtung!!! Redaktionelle Sperrfrist: Mittwoch, 31.08.05, 00.01
Um ein Scheitern des UN-Gipfeltreffens zu verhindern, muss sich Bundeskanzler Schröder in den entscheidenden Abschlussgesprächen während dieser Woche gegen die Vereinigten Staaten und andere Gegner einer UN-Reform durchsetzen.
Die Bewegung der blockfreien Staaten, derzeit angeführt von Malaysia und den USA, könnten die Chance einer effektiven Reform der Vereinten Nationen vereiteln, indem sie in letzter Minute weit reichende Veränderungen während der abschließenden Verhandlungen vor dem Weltgipfel fordern.
Die internationale Hilfsorganisation Oxfam appelliert an die Bundesregierung, sich dafür einzusetzen, dass der Vorschlag der Vereinigten Staaten, Vereinbarungen zur Armutsreduzierung und zur Verhinderung zukünftiger Völkermorde erheblich zu kürzen, abgelehnt wird. Die Bundesregierung muss sich außerdem der Blockfreien-Bewegung widersetzen, die bestrebt ist, die Regelung zum Schutz der von Genozid oder Massenmord bedrohten Zivilbevölkerung zu blockieren.
Nur zwei Wochen vor dem Weltgipfel vom 14. - 16. September wählte der Präsident der Generalversammlung, Jean Ping aus Gabun, eine Kerngruppe von Staaten aus, der auch die Bundesrepublik angehört. Diese soll versuchen, die Abschlussverhandlungen zu retten.
Der Weltgipfel bietet den weltweiten Staats- und Regierungschefs eine entscheidende Gelegenheit, sich zur Beendigung der Armut, Ungerechtigkeit und Leiden, die jedes Jahr Millionen Menschen das Leben kosten, zu verpflichten und Reformen zur Verbesserung der UNO-Operationen durchzuführen.
"Die entscheidende Gelegenheit, Maßnahmen zu ergreifen, um zukünftige Genozide oder brutalen Massenmord zu verhindern sowie Reformen zu vereinbaren, droht zu scheitern", sagte Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland. "Die Bundesregierung ist einer der Hauptverhandlungspartner und muss eine Rolle bei der Rettung des Weltgipfels spielen."
Die Vereinigten Staaten haben wesentliche Veränderungen des gegenwärtigen Entwurfs der Abschlusserklärung vorgeschlagen. Die Formulierung der "gemeinsamen Verantwortung aller Staaten zum Schutz der Zivilbevölkerung" im Falle von Massenmorden wie dem Genozid in Ruanda soll stark verwässert werden. Die USA haben außerdem eine Kürzung der Formulierungen zur Armutsbekämpfung vorgeschlagen, die Themen wie Entwicklungshilfe, Bildung und Schuldenerlass betreffen. Sie fordern eine Streichung des Begriffs "Millenniumsziele", die international vereinbarten Ziele zur Halbierung der weltweiten Armut bis 2015. Die Vereinigten Staaten wollen außerdem den Hinweis auf Kleinwaffenkontrollen aus der Abschlusserklärung entfernen.
Die Blockfreien-Bewegung widersetzt sich entschlossen dem gegenwärtigen Entwurf der Regelung zur Verantwortung zum Schutz der Zivilbevölkerung, obwohl eine solche Vereinbarung wesentlich zur Rettung von Millionen Menschenleben beitragen könnte. Sie sehen darin eine Einschränkung der Souveränität einzelner Staaten. Die Blockfreien-Bewegung weigert sich außerdem, Reformen des UN-Managements und der Personalsysteme zuzustimmen. Sie setzt sich aus 115 Entwicklungsländern zusammen, darunter Malaysia, Indien, Pakistan, Venezuela, Ägypten, Kuba, Iran und Syrien. Russland ist ebenfalls bestrebt, die Formulierung zur Verantwortung zum Schutz von Menschen abzuschwächen.
Sollte diese Regelung in ihrer jetzigen Form unterstützt werden, würde dies die neue internationale Norm festlegen, dass Staaten "die Verantwortung teilen, rechtzeitig und entschlossen kollektiv zu handeln", um die Zivilbevölkerung, die schwerwiegenden Gräueltaten wie Genozid, ethnischer Säuberung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen ausgesetzt ist, zu schützen, wenn die jeweilige Regierung nicht gewillt oder in der Lage ist, dies zu tun.
Hintergrundinformation für Journalisten:
Exemplar des Entwurfs der Gipfel-Abschlusserklärung unter:
http://www.reformtheun.org/index.php/united_nations/1290
Members of the Core Group Established by General Assembly President Jean Ping To advance work on the draft outcome document for the General Assembly High-level Plenary Meeting of September 2005 Group of 77 and China (Jamaica), Non-Aligned Movement (Troika: Malaysia, Cuba and South Africa), African Group (Troika: Morocco, Mauritius and Mozambique) European Union (Troika: United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, Austria and European Commission), Group of Arab States (Lebanon), CARICOM (Grenada and alternatively Trinidad and Tobago or Saint Kits and Nevis), CANZ* (Canada), Nordic countries (Norway), GUAM** (Republic of Moldova), Algeria, Argentina, Brazil, Chile, China, Egypt, France, India, Iran, Japan, Lithuania, Mexico, Pakistan, Republic of Korea, Russian Federation, Switzerland, United States of America
These proposals are currently under discussion and will need to be concluded before negotiations on the substantive issues continue. On 5 August Ambassador Ping circulated his revised draft Outcome Document for the summit, listing 6 issues which needed cooperation to achieve the broadest possible agreement. They were "certain aspects of terrorism, issues concerning disarmament and non-proliferation, specific details concerning the establishment of the Human Rights Council, the concept of responsibility to protect, the composition of the peace-building commission and reform of the Secretariat, in particular its management".
The current draft wording on the 'responsibility to protect is below':
118. We agree that the protection of populations from genocide, war crimes, ethnic cleansing and crimes against humanity lies first and foremost with each individual State. We also agree that this responsibility to protect entails the prevention of such crimes, including their incitement. We accept this responsibility and agree to act in accordance with it. The international community should, as appropriate, encourage and help States to exercise this responsibility and support the efforts of the United Nations to establish an early-warning capability. The international community, through the United Nations, also has the obligation to use diplomatic, humanitarian and other peaceful means, including under Chapters VI and VIII of the Charter to help protect populations from genocide, war crimes, ethnic cleansing and crimes against humanity. In this context, we recognize our shared responsibility to take collective action, in a timely and decisive manner, through the Security Council under Chapter VII of the UN Charter and in co-operation with relevant regional organizations, should peaceful means be inadequate and national authorities be unwilling or unable to protect their populations. We stress the need to continue consideration of the concept of the responsibility to protect within the sixtieth session of the General Assembly. 119. We invite the permanent members of the Security Council to refrain from using the veto in cases of genocide, war crimes, ethnic cleansing and crimes against humanity. 120. We support the implementation of the United Nations Action Plan to Prevent Genocide and the work of the Secretariat to this end.
Kontakt:
Paul Bendix, 030 - 42851029, pbendix@oxfam.de
Original-Content von: OXFAM Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell