AOK: Krankenstand in Sachsen-Anhalt auch 2024 hoch
Fast 40 Prozent der Fehlzeiten dauerten länger als sechs Wochen
Im Durchschnitt sind AOK-versicherte Beschäftigte in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr 28,4 Tage krankheitsbedingt an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen. Sachsen-Anhalt ist damit Spitzenreiter im Bundesvergleich. Mehr als 63 Prozent der Fehlzeiten dauerten länger als zwei Wochen, knapp 40 Prozent sogar länger als sechs Wochen. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Präventionsmaßnahmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sollten sich laut AOK deshalb insbesondere auf Erkrankungen fokussieren, die mit langen Ausfallzeiten verbunden sind.
Magdeburg, 11. März 2025 - Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Krankschreibungen des Jahres 2024 endeten laut der WIdO-Auswertung nach spätestens einer Woche. Dennoch machten diese kurzen Krankmeldungen nur 18,8 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage aus. Im Gegensatz dazu verursachten die 3,9 Prozent der Krankmeldungen, die länger als sechs Wochen andauerten, 39,7 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage (Tabelle 1). „Damit wird deutlich, dass langfristige Krankmeldungen einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtausfallzeiten in den Betrieben haben. Diese Fälle sollten daher besonders in den Fokus genommen werden“, sagt Rene Bethke, Leiter Gesundheitsmanagement bei der AOK Sachsen-Anhalt.
Krankenstand 2024 erneut auf hohem Niveau
Insgesamt lag der Krankenstand unter allen AOK-versicherten Beschäftigten in Sachsen-Anhalt 2024 bei 7,7 Prozent. Erkrankte Beschäftigte erhielten von ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten 2024 im Schnitt 2,4 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und fehlten 28,4 Tage krankheitsbedingt in ihren Betrieben. Damit lagen die Ausfallzeiten weiterhin auf einem hohen Niveau, auch wenn der bisherige Höchststand des Jahres 2022 (29 Tage) nicht erreicht worden ist (Tabelle 2). Der damalige Spitzenwert ist vor allem auf eine große Zahl von Erkältungskrankheiten und auf mehrere Infektionswellen mit der Omikron-Variante des Coronavirus zurückzuführen. Auch die Einführung der elektronischen Krankschreibung (eAU) spielte eine Rolle. Sie ermöglicht ein vollständigeres Bild der AU-Meldungen.
Atemwegserkrankungen erneut häufigster Grund für Erkrankungen
Die krankheitsbedingten Ausfallzeiten des Jahres 2024 sind im Wesentlichen von sechs großen Krankheitsgruppen bestimmt worden: Atemwegserkrankungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Verletzungen, Psyche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Verdauungsorgane. 61,4 Prozent der Krankschreibungen (Arbeitsunfähigkeitsfälle) und 66,3 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage entfielen auf diese sechs Krankheitsarten.
„Der häufigste Grund für eine Krankschreibung waren erneut Atemwegserkrankungen“, so Bethke. 2024 waren sie in Sachsen-Anhalt für ein Viertel der Krankschreibungen (25,7 Prozent) und 15,5 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage verantwortlich. Zugleich verursachten sie allerdings mit 7,3 Fehltagen pro Fall die kürzesten Ausfallzeiten. (Tabelle 3)
Atemwegserkrankungen lassen regelmäßig im Frühjahr und Winter die Ausfalltage deutlichen steigen. Um den Krankenstand perspektivisch zu senken, empfiehlt Bethke: „Die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln, mobiles Arbeiten und regelmäßiges Lüften haben sich schon während der Covid-19-Pandemie als Gegenmaßnahmen bewährt und sollten weiter angewendet werden.“
Psychische Erkrankungen mit längsten Ausfallzeiten
Die meisten Arbeitsunfähigkeitstage wurden 2024 durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursacht. Allein auf diese Krankheitsart waren 19,5 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage zurückzuführen. Bethke: „Das liegt vor allem an den langen Ausfallzeiten: 9,5 Prozent der Muskel-Skelett-Erkrankungen gingen länger als sechs Wochen, der höchste Anteil über alle Krankheitsarten.“
Auch psychische Erkrankungen spielen beim Krankenstand eine große Rolle: 12,6 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage waren auf sie zurückzuführen, und dass, obwohl sie nur 5,6 Prozent aller Krankschreibungen ausmachten. Mit durchschnittlich 26,9 Arbeitsunfähigkeitstagen je Fall verursachten sie allerdings die längsten Ausfallzeiten. 7,6 Prozent der Ausfallzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen dauerten länger als sechs Wochen. „Auch hier kann betriebliche Gesundheitsförderung Ansätze bieten, um die Widerstandsfähigkeit und psychische Belastbarkeit der Belegschaft von Betrieben zu stärken. Eine gute Unternehmenskultur und Führung sind zentrale Stellschrauben, um Mitarbeitende gesund zu erhalten und langfristig an die Unternehmen zu binden“, so Bethke.
Unterschiede zwischen den Berufsgruppen, Gesundheitsförderung auf spezifische Belastungen zuschneiden
Bei den einzelnen Berufsgruppen gibt es in Sachsen-Anhalt große Unterschiede hinsichtlich der krankheitsbedingten Fehlzeiten. „Die meisten Arbeitsunfähigkeitstage weisen Berufsgruppen mit hohen körperlichen oder psychosozialen Arbeitsbelastungen auf“, sagt Prof. Dr. Michael Wurm. Er ist Stiftungsprofessor an der von der AOK Sachsen-Anhalt geförderten Stiftungsprofessur “Gesundheitsförderung und Prävention in Betrieben” und erforscht, wie die Gesundheit in Betrieben verbessert werden kann.
Spitzenreiter 2024 ist die Berufsgruppe der Straßen- und Tunnelwärter mit 42,1 Tagen. Danach folgen Berufe im Dialogmarketing (39,7 Tage), Berufe in der Kunststoff- und Kautschukherstellung (39 Tage) und Berufe in der Altenpflege (38,1 Tage). „Die niedrigsten Krankenstände sind bei akademisch geprägten Berufsgruppen wie zum Beispiel in der Hochschullehre und -forschung, der Unternehmensberatung oder der Softwareentwicklung zu verzeichnen“, so Wurm. Während Beschäftigte in der Hochschullehre und -forschung im Jahr 2024 im Durchschnitt nur 9,7 Tage krankgeschrieben waren, waren es bei den Berufen in der Ver- und Entsorgung fast viermal so viel.
Wurm: „Dies macht deutlich, dass Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung auf die spezifischen Belastungen und Bedürfnisse der verschiedenen Beschäftigtengruppen in den Unternehmen zugeschnitten werden sollten.“
Zur AOK Sachsen-Anhalt:
Die AOK Sachsen-Anhalt betreut rund 840.000 Versicherte und 50.000 Arbeitgeber online und vor Ort im ganzen Land. Mit einem Marktanteil von 41 Prozent ist sie die größte regionale Krankenkasse in Sachsen-Anhalt.
Zur AOK-Stiftungsprofessur:
Die von der AOK Sachsen-Anhalt geförderte Stiftungsprofessur „Gesundheitsförderung und Prävention in Betrieben“ besteht seit 2016 am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien der Hochschule Magdeburg-Stendal und ist am Institut für Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten angesiedelt. Sie verzahnt Forschung, Lehre und Beratung, um innovative Lösungen zur Verbesserung der Gesundheitsförderung und Prävention im Betrieb zu konzipieren und zu erproben.
AOK Sachsen-Anhalt Anna Mahler Pressesprecherin Tel. 0391/2878-44426 anna-kristina.mahler@san.aok.de deine-gesundheitswelt.de
Die AOK Sachsen-Anhalt betreut rund 840.000 Versicherte und 50.000 Arbeitgeber online und vor Ort im ganzen Land. Mit einem Marktanteil von 41 Prozent ist sie die größte regionale Krankenkasse in Sachsen-Anhalt.
Weiteres Material zum Download Dokument: PM_AOK Sachsen-Anhal~en-Anhalt 2024.docx Tabelle: Daten Krankenstand 2~Sachsen-Anhalt.xlsx