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Werder Bremen-Presseservice: Interview mit Martin Harnik: "Mit Chiles Torwart hätte ich das Trikot getauscht"

Bremen (ots)

Werders Sturmtalent Martin Harnik, der erst vor
wenigen Wochen seinen ersten Profi-Vertrag bei Werder Bremen 
unterzeichnet hat, schrieb mit der österreichischen U 
20-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kanada Geschichte.
Als Außenseiter in das Turnier gestartet, landete Österreich am Ende 
auf einem sensationellen vierten Platz - noch nie war eine 
Junioren-Mannschaft Österreichs erfolgreicher. Im Interview mit 
WERDER.de spricht er über seine Eindrücke von der WM und seine 
nächsten Ziele bei Werder:
Glückwunsch zum 4. Platz. Hast du vorher damit gerechnet, dass ihr
so einen Erfolg haben werdet?
Vor der WM wäre ich schon zufrieden gewesen, wenn wir die 
Gruppenphase überstanden hätten. Das Ziel des Teams war das 
Achtelfinale. Wir haben eine ordentliche Vorrunde gespielt und dann 
auch ein wenig Glück gehabt, dass wir auf Gambia getroffen sind. 
Portugal wäre sicherlich der schwerere Gegner gewesen. Ab dem 
Achtelfinale haben wir uns dann fast in einen Rausch gespielt und 
richtig guten Fußball gezeigt, vor allem gegen die USA. Die Euphorie 
war im Halbfinale dann natürlich am Höhepunkt und wir waren 
sicherlich enttäuscht, dass wir es nicht ins Endspiel geschafft 
haben. Aber der Stimmung haben die beiden Niederlagen zum Schluss 
keinen Abbruch getan. Selbst nach dem unglücklich verlorenen Spiel um
Platz 3 haben wir erst einmal richtig gefeiert.
Nimmst du es eigentlich dem chilenischen Torwart übel, dass er 
deine beiden Chancen im Spiel um Platz 3 noch sensationell vereitelt 
hat?
Das war doch Wahnsinn! Hätte ich nicht zur Doping-Kontrolle gemusst, 
hätte ich das Trikot mit ihm getauscht. Ich habe im Abschluss 
eigentlich alles richtig gemacht und dann hält er die Bälle doch 
noch. Bereits im Gruppenspiel gegen uns war er bärenstark, für mich 
der beste Torwart des Turniers.
Was war für dich das größte Erlebnis während der WM?
Das Viertelfinalspiel gegen die USA. Nicht nur, weil wir gewonnen 
haben, sondern vor allem wegen der Stimmung im Stadion. Bis zu diesem
Zeitpunkt waren wir der Underdog, der von rund 100 Fans angefeuert 
wurde. Aber gegen die USA haben uns aufgrund der sportlichen 
Rivalität zwischen Kanada und den USA 17.000 Kanadier angefeuert. Die
haben uns richtig gepuscht, das war unbeschreiblich.
Habt ihr währenddessen von der Riesen-Begeisterung in Österreich 
etwas mitbekommen?
Dadurch, dass wir oft nach Hause telefoniert haben, wussten wir, dass
in den Medien viel über uns berichtet wurde. Aber man konnte sich das
nicht so richtig vorstellen. Uns war nicht klar, dass wir solche 
Begeisterungsstürme entfachen. Erst als uns der ÖFB-Präsident 
Friedrich Stickler berichtet hat, was los war, bekamen wir langsam 
eine Ahnung davon. Unsere Spiele haben bis zu 700.000 Zuschauer im 
Fernsehen verfolgt. Das klingt erst einmal nicht viel. Aber für 
Österreich ist das sehr viel und man darf nicht die späten 
Anstoßzeiten vergessen. Daher wäre ich auch gerne bei der Ankunft in 
Wien dabei gewesen. Im Internet habe ich gesehen, dass uns einige 
hundert Fans gefeiert haben.
Wer war euer schwerster Gegner während der WM?
(lacht). Der Rasen im Stadion in Edmonton. Das war eigentlich ein 
Football-Platz. Von weitem sah er richtig gut aus, doch näher 
betrachtet war er sehr wellig und knüppelhart. Der wurde vorher nicht
gewässert. Unsere schwerste Aufgabe war es beim Laufen darauf zu 
achten, dass uns der Ball nicht verspringt.
Die Spiele in Toronto fanden dagegen auf Kunstrasen statt. Ein 
ungewohntes Gefühl?
Das war ein sehr guter Kunstrasen, zumal es bei zwei von drei Spielen
vorher geregnet hatte und der Platz dadurch nicht so stumpf war. Er 
ist mit den Kunstrasenplätzen bei Werder zu vergleichen, die wir im 
Training nutzen. Daher kam ich damit ganz gut klar.
Welche Erfahrungen nimmst du von der Weltmeisterschaft mit?
Sportlich war das eine sehr schöne Erfahrung. Aber auch persönlich 
war das sehr interessant. Nach der Unterschrift unter meinen 
Profi-Vertrag bei Werder war das öffentliche Interesse größer 
geworden und auch der Druck stieg an, auch seitens des Trainers. 
Damit musste ich erst einmal umgehen, das war ungewohnt.
Du wirst auch weiterhin im Österreich-Trikot stürmen und nicht für
den DFB spielen. Wie kam es zu der Entscheidung?
Die Entscheidung fiel kurz vor der WM. Da haben Präsident Stickler, 
Nationaltrainer Hickersberger und auch Teammanager Andreas Herzog 
persönliche Gespräche mit mir gesucht. Die Rundum-Betreuung war wie 
bei Werder, es hat einfach alles gestimmt und ich habe mich wohl 
gefühlt. Es war eine Herzensentscheidung.
Konntest du mit Andreas Herzog auch über seine Zeit bei Werder 
sprechen?
Nach dem ersten Spiel haben wir über eine Stunde über alles Mögliche 
gesprochen. Die Nationalmannschaft, seine Erfahrungen bei Werder und 
wie er Thomas Schaaf erlebt hat. Das war super und auch teilweise 
sehr lustig.
Du hattest nach dem letzten Regionalliga-Spiel nur rund zwei 
Wochen Pause, nun steckt die WM in den Knochen. Macht sich keine 
leichte Müdigkeit bei dir bemerkbar?
Der Jet-Lag ist extrem. Das waren die ersten Überseeflüge für mich. 
Vorher ging die weiteste Reise nach Spanien. Den Schlafrhythmus muss 
ich erst wieder rein bekommen. Körperlich fühle ich mich dagegen 
fitter als vor der Weltmeisterschaft, da ich vorher durch meine 
Fußverletzung leicht geschwächt war. Jetzt bin ich froh, dass ich 
angreifen kann.
Welche Ziele hast du dir gesteckt?
Die Diskussionen um den Sturm bei Werder habe ich natürlich auch 
mitbekommen. Da habe ich vielleicht schon eine gute Chance durch 
meinen Fußbruch im Winter verpasst. Aber jetzt will ich mich so gut 
wie möglich präsentieren und versuchen bei den Profis Fuß zu fassen. 
Im Vordergrund steht natürlich auch die Qualifikation mit der U 23 
für die 3. Liga. Das ist das große Ziel von uns. Die Mannschaft hat 
das Potenzial, dieses Ziel zu erreichen.
Bei der WM hast du gezeigt, dass du auch im rechten Mittelfeld 
spielen kannst. Welche Position ist dir denn lieber?
Ich spiele lieber im Angriff. Aber im System der Österreicher passt 
das. Da spielen wir mit fünf Mittelfeldspielern und nur einer Spitze.
Da haben wir auf den Außenpositionen mehr Platz. Bei Werder spielt 
die rechte Position in der Raute dagegen viel mehr in der Mitte. Ich 
komme mit beiden Systemen klar. Außerdem ist es ja keine schlechte 
Eigenschaft, wenn man beide Positionen spielen kann.
Interview: Norman Ibenthal

Pressekontakt:

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Mediendirektor Tino Polster
tino.polster@werder.de
Telefon: 0421/43459188
Fax: 0421/43459153

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