Bezahlbare Medikamente für Menschen mit HIV und Aids - weltweit!
Tübingen/Heiligendamm (ots)
"AIDS ist eine der schlimmsten menschlichen Tragödien unsere Zeit. Gefordert sind jetzt die versammelten G8-Staaten, verfügen sie doch über die nötigen Ressourcen, um der Epidemie Einhalt zu gebieten. Erste Schritte sind gemacht. So hat die Bundeskanzlerin in diesen Tagen verbindlich verkündet, die Ausgaben für die Entwicklungshilfe um 750 Millionen Euro aufzustocken. Wir begrüßen dies außerordentlich. Doch jetzt kommt es darauf an, dass Frau Merkel beim diesjährigen Gipfeltreffen in Heiligendamm die Weichen richtig stellt, und so den G8-Gipfel zu einem AIDS-Gipfel macht - im Interesse von über 40 Millionen Menschen." so Jürgen Hammelehle, Direktor der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe und Sprecher Aktionsbündnisses gegen AIDS.
International besteht Konsens darüber, dass die steigenden HIV-Infektionsraten politisches Handeln erfordern: auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen im Jahre 2001 wurde ein Strategieplan verabschiedet, der zur Eindämmung der Epidemie beitragen sollte. Der G8-Gipfel von Gleneagles vor zwei Jahren sollte dann einen Wendepunkt im globalen Kampf gegen HIV/Aids darstellen: in ihrem Schlussdokument verpflichten sich die acht führenden Staats- und Regierungschefs darauf, den "weltweiten Zugang zur Behandlung von Aids bis zum Jahr 2010" zu erreichen. Weltweit werteten viele HIV-Positive dies als ein wichtiges Signal, denn erstmals wurde das Thema auf höchster Regierungsebene behandelt. Doch diese Hoffnungszeichen verblassen zunehmend.
"Dieses Ziel des universellen Zugangs zu Prävention, Behandlung und Pflege bleibt leider eine Utopie, wenn nicht mit sofortiger Wirkung ein verbindlicher Finanzierungsplan mit konkreten Maßnahmen beschlossen wird." sagt Mirjam Hagebölling, politische Koordinatorin des Aktionsbündnisses gegen AIDS. Doch es fehlt an Geld, vor allem aus den Industrieländern. So hat die Bundesregierung in diesem Jahr angekündigt, den Beitrag zur globalen Bekämpfung von HIV und Aids auf 400 Millionen zu erhöhen. Angemessen und notwendig wären jedoch mindestens 800 Millionen, um effiziente Maßnahmen einzuleiten. Nach Schätzungen von UNAIDS und der Weltgesundheitsorganisation sind zur weltweiten Aids-Bekämpfung in diesem Jahr über 18,1 Milliarden US-Dollar nötig, dennoch bleibt fast die Hälfte dieses Finanzierungsbedarfes bislang ungedeckt. Im Jahr 2008 steigt der Finanzbedarf für wirksame Maßnahmen auf 22 Milliarden Dollar.
Bis heute konnte die Ausbreitung der Epidemie nicht gestoppt werden, allein im vergangenen Jahr haben sich nach Angaben von UNAIDS 4,3 Mio. Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Besonders alarmierend sind die Neuinfektionen bei Kindern: im Jahre 2006 waren es mehr als eine halbe Million Die meisten Kinder infizieren sich vor oder während der Geburt bei ihrer Mutter oder durch die Muttermilch. Dies hätte verhindert werden können. Es fehlt an Medikamenten die es seit langem gibt. Mit ihnen kann das Risiko einer Infektion, die von der Mutter übertragen wird erheblich reduziert werden.
"Mit jeder Infektion kommt zum menschlichen Drama die Not der Kosten für Behandlung und Pflege. 40 Millionen Menschen leben zurzeit weltweit mit dem HI-Virus, davon benötigen mindestens 7 Millionen dringend eine wirksame Behandlung." sagt Olaf Hirschmann, Entwicklungspolitischer Berater für HIV/Aids bei Brot für die Welt. Doch derzeit erhalten weniger als ein Drittel die lebensverlängernden antiretroviralen Medikamente. Fast alle dieser Medikamente unterliegen dem internationalen Patentschutz. Im Jahre 2001 gab es einen Hoffnungsschimmer. Auf internationaler Ebene wurden Ausnahmeregelungen für ärmere Länder vereinbart. Mit ihnen bot sich erstmals die Chance die Medikamente lokal zu produzieren oder durch Parallelimporte die lebensverlängernden Medikamente in anderen Ländern günstig zu kaufen. Doch viele transnationale Pharmakonzerne ziehen nicht mit. Immer wieder werden die ärmeren Länder massiv politisch und ökonomisch unter Druck gesetzt, wenn sie versuchen ihre Rechte einzufordern. So ist es für sie nach wie vor kaum möglich an bezahlbare Medikamente zu gelangen.
Deshalb fordert das Aktionsbündnis gegen AIDS die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten auf, sich für eine eindeutige Politik im Bereich der geistigen Eigentumsrechte einzusetzen, die den über 40 Millionen HIV Infizierten den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten ermöglicht. Diese Politik sollte zum einen erkennen, dass die vereinbarten Ausnahmeregelungen wichtige Instrumente im Kampf gegen HIV/Aids darstellen und somit Entwicklungsländern das Recht zusteht, diese Mechanismen in voller Bandbreite auszunutzen. Zum anderen müssen die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten darauf hinwirken, dass lebensnotwendige AIDS-Medikamente von dem internationalen Patentschutz ausgenommen werden.
Das AKTIONSBÜNDNIS GEGEN AIDS ist ein Zusammenschluss von über 100 Organisationen der Aids- und Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr als 280 lokalen Gruppen. Der Ausbau der finanziellen Ressourcen zur weltweiten HIV-Prävention sowie der Zugang zur Therapie sind die zentralen Anliegen des Bündnisses. www.aids-kampagne.de
Birte Rodenberg, politische Beraterin des Aktionsbündnisses, wird von Donnerstag, 7. Juni 2007 ab 16:00 Uhr bis Freitag, 8. Juni 16:00 Uhr im Internationalen Medienzentrum, Rudolf-Breitscheid-Straße, 18225 Kühlungsborn für Pressegespräche zur Verfügung stehen.
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