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Berliner Morgenpost: Auch beim Gehalt gibt es Grenzen des Anstands - Kommentar

Berlin (ots)

Natürlich ist die globale Finanzkrise mit ihren
fatalen Folgen nicht entscheidend auf die persönliche Gier und die 
mit ihr verbundenen exorbitant hohen Einkommen Einzelner 
zurückzuführen. Ihr wahrer Grund ist in Amerika zu finden. Die 
US-Finanzaufsicht hat viel zu lange tatenlos geduldet, dass über 
Jahre zu viele billige Kredite an zu viele Hauskäufer mit viel zu 
wenig Eigenkapital geradezu verschleudert wurden. Wenn sich an diesem
Wochenende die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und 
Schwellenländer in Washington zum Weltfinanzgipfel treffen, ist es 
dennoch richtig, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und 
Finanzminister Peer Steinbrück auch das Thema Honorierung von 
Bankmanagern auf die Tagesordnung setzen wollen. Denn die Aussicht 
auf immer höhere Bonus-Zahlungen hat so manchen Banker zweifellos ein
zusätzliches Risiko eingehen lassen.
Das Ansinnen ehrt. Doch ein Erfolg - zumindest im ersten Anlauf - ist
eher unwahrscheinlich. Weil mit gutem nationalem Beispiel voran gehen
sollte, wer weltweit fordert, wird es höchste Zeit, dass sich die 
große Koalition endlich auf Richtlinien zur Eingrenzung von 
Managergehältern einigt. Dabei geht es nicht etwa um eine Obergrenze 
für die Bezüge. Das würde gegen die gesetzlich verbriefte 
Vertragsfreiheit verstoßen. Überfällig ist allerdings, Leistung über 
das Quartalsdenken hinaus zu honorieren, grobes Missmanagement 
andererseits nicht länger folgenlos oder gar mit hohen Abfindungen zu
quittieren. Die Koalitionäre nehmen deshalb aus gutem Grund 
insbesondere die Bonus-Zahlungen unter die Lupe. Auch die sollen 
nicht in der Höhe begrenzt werden, wohl aber wird zu Recht überlegt, 
Vorgaben für die Auszahlung zu machen; Fälligkeit beispielsweise erst
nach einem längeren Zeitraum als bislang möglich. Das hätte den 
Effekt, dass kurzfristige Risikogeschäfte an Reiz verlören. Sinnvoll 
erscheint zudem die Überlegung, Gehälter, vor allem aber Abfindungen 
von Spitzenmanagern nur noch bis zu einer bestimmten Höhe als 
Betriebsausgaben anzuerkennen.
Insgesamt hat der Staat aus guten Gründen auch in einer sozialen 
Marktwirtschaft nur einen begrenzten Handlungsspielraum. Es ist die 
Entscheidung der Eigentümer der Unternehmen, wie sie ihre 
Führungskräfte bezahlen. Wohl aber hat eine Regierung das Recht, sich
gegen Exzesse zu wehren. Weil es Grenzen des Akzeptablen und des 
Anstands gibt. Werden die gesprengt, sind der soziale Frieden und 
damit der Zusammenhalt einer Gesellschaft gefährdet. Deshalb liegt 
die eigentliche Verantwortung für eine leistungsgerechte und damit 
gesellschaftlich akzeptierte Vergütung nicht etwa beim Staat, sondern
bei den Managern selbst. Der ehrbare Kaufmann, der nicht allein an 
sich denkt, darf keine Legende aus längst vergangener Zeit sein.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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