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Berliner Morgenpost: Wer kein Thema setzt, den bestraft der Wähler

Berlin (ots)

So ist das nun mal, wenn man den Wahlkampf
verschläft. Irgendwann wacht man auf und wundert sich. Dass die 
Pfeile in die verkehrte Richtung zeigen, dass man nicht schafft, was 
man sich vorgenommen hatte, dass über Themen geredet wird, über die 
man gar nicht so gern reden wollte. Dass einen Leute überholen, mit 
denen man gar nicht mehr gerechnet hatte, dass man komfortabel 
erscheinende Mehrheiten noch aus der Hand gibt.
So ergeht das gerade unseren beiden Volksparteien. Der Gedanke, den 
Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nicht nutzen zu wollen zu 
wohlfeiler Profilierung, ist ja im Prinzip richtig. Es gehört sich 
nicht, Wahlkampf zu machen auf dem Rücken einer Truppe, die ja nicht 
nur den Buckel hinhält im Auftrag eines demokratisch legitimierten 
Parlaments. Nur: Stattdessen gar nichts entschieden, entschlossen und
im Zweifel auch polarisierend zu thematisieren vor einer 
Bundestagswahl, wie es Merkel und Steinmeier bisher versucht haben, 
das ist auch keine Alternative. Wer kein Thema setzt, dem fällt es 
irgendwann auf die Füße. In diesem Fall in Form eines vermutlich 
einsamen Entschlusses eines Obersten im Norden Afghanistans.
Insofern tragen die beiden Spitzenkandidaten unserer Volksparteien 
eine Mitschuld, wenn jetzt andere profitieren: Die Linke, die es sich
gewohnt einfach macht mit ihrer pseudopazifistischen Parole "Raus aus
Afghanistan", die aber auch nicht ansatzweise durchdekliniert, was 
das denn bedeuten würde für Stellenwert und Ruf der Deutschen 
innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft, für unsere 
Bündnispartner, für die Menschen in Afghanistan und die Sicherheit 
hierzulande. Für ein paar billige Punkte wird es eben dennoch reichen
in der lauen Luft des Wahlkampfs 2009.
Es kommen ja noch ein paar andere Dinge hinzu, die auch nicht laufen,
wie man sich das vielleicht vorgestellt hat im Lager der Schwarzen 
wie der Roten. Da ist zum Beispiel das Thema Opel, mit dem zumindest 
die SPD mal richtig Punkte machen wollte im Arbeitnehmerlager. Das 
geht, wenn man die Zeichen, die GM jenseits des Atlantiks gerade 
setzt, richtig interpretiert, abendfüllend schief. Weil aber Angela 
Merkel und die Union nicht den Mumm hatten gegenzuhalten, sondern 
lieber im Windschatten blieben, drängt sich dem Wähler zwangsläufig 
der Eindruck auf, als habe die große Koalition insgesamt sich schwer 
verirrt im Dschungel der Staatsinterventionen. Die Rechnung steht 
jedenfalls auch noch aus. Mit Glück wird sie erst nach der Wahl 
vorgelegt, mit Glück.
Noch so ein Zufallsthema, das ganz groß wird im Wahlkampf-Vakuum des 
Jahres 2009: Dieter Althaus, nur mit Wählergewalt von seinem Sockel 
zu lösender Ministerpräsident, geistert durch die politische 
Landschaft, als wolle er nach der Thüringer auch noch die Bundes-CDU 
ernsthaft beschädigen. Man darf sich schon fragen, ob das 
Konrad-Adenauer-Haus den Schaden nicht sieht, der da gerade 
angerichtet wird; vielleicht sollte man diesem Spuk doch mal ein Ende
machen mit ein paar klaren Worten, wenigstens an dieser Stelle.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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