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Berliner Morgenpost: Schindluder auf dem Rücken der Opelaner - Leitartikel

Berlin (ots)

Das ist übles Schindluder, was in diesen Tagen, den
vergangenen Monaten, dem letzten Jahr auf Kosten der 
Opel-Beschäftigten betrieben wurde und betrieben wird. Und zwar von 
allen Seiten. Vom Eigentümer GM, von der deutschen Politik, den 
Bundes- und Landesregierungen, den eigenen Betriebsräten. Zuletzt 
gab's auch noch einen Tritt von der Regierung des sonst so smarten 
US-Präsidenten Obama, der - quasi nebenbei - auch noch die gerade im 
Kongress gefeierte Kanzlerin auf die Knochen blamierte. Sorry, Angie.
Sie alle sollten wissen, dass man so nicht umgehen darf mit Menschen,
deren Existenz, deren Leben, deren Familien ja an jenen 
Arbeitsplätzen hängen, um die geschachert wird auf Teufel komm raus. 
Anstand, Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Bürgern, Mitgliedern 
geht anders.
Die deutsche Politik hat - besonders gerne vor Wahlen - wiederholt 
den Eindruck erweckt, vorsätzlich und mit allem Getrommel, dass Opel 
gerettet sei. Dabei hätte die Kanzlerin genau wie der ehemalige 
Außenminister und diverse Ministerpräsidenten wissen müssen, dass 
Verkaufsverhandlungen immer erst dann abgeschlossen sind, wenn alle 
nötigen Unterschriften geleistet sind. Jedes vorzeitige Siegesgeheul 
schadet in so einem komplexen Prozess. Und es hat Hoffnungen geweckt,
die Merkel, Steinmeier, Rüttgers, auch Brüderle nicht einlösen 
können, jedenfalls nicht aus eigener Kraft. Dazu brauchten sie GM. 
Und GM war ein unsicherer Kantonist, der ausschließlich im eigenen 
Interesse und damit dem seiner Mitarbeiter entscheiden muss. Es gab 
nicht wenige Experten und Mahner, die schon vor Monaten vorhergesagt 
haben, dass GM am Ende nicht unterschreiben wird, weil Opel ein für 
das globale Geschäft des US-Konzerns fast unersetzlicher Baustein 
sei.
Mehr noch: Angesichts einschlägiger Erfahrungen mit der ziemlich 
konsequenten Anwendung des Wettbewerbsrechts durch die EU hätte es 
den deutschen Politikern und den sie anfeuernden Gewerkschaften klar 
sein müssen, dass eine ausschließlich an den Käufer Magna gebundene 
Subventionszusage in Brüssel keinen Bestand haben kann. Mit freier 
Wirtschaft hätte das ja auch nicht mehr viel zu tun. Im Prinzip, und 
darauf dürfte GM im weiteren Verlauf setzen, muss für den alten 
Opel-Inhaber, also GM, jetzt derselbe staatliche Rahmen gelten wie 
für einen potenziellen neuen, Magna.
Andererseits: Ob GM, dieser einstige Vorzeigekonzern, die Bedingungen
der EU für mögliche Subventionen, nämlich die Vorlage eines 
überzeugenden Geschäftsplans, erfüllen kann, ist sehr fraglich. 
Überzeugung fordert Vertrauen. Das aber hat das Unternehmen mit 
seiner miserablen Geschäftspolitik der vergangenen Jahre und dem 
unkalkulierbaren Agieren der vergangenen Monate eigentlich verspielt.
Bei aller Empörung, aller ersten Wut: Drohgebärden, hier wie dort, 
sind völlig fehl am Platz. Es ist im Gegenteil die Pflicht der 
Beteiligten, Verlierer allesamt, sich erneut an einen Tisch zu setzen
und doch noch eine auf Dauer tragfähige Lösung zu finden. Das, nichts
anderes, sind sie den Opelanern schuldig.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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