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Berliner Morgenpost: Linke Gewalt darf nicht länger toleriert werden - Leitartikel

Berlin (ots)

Linke Gewalt in Berlin - endlich scheint sie auch
der Senat ernst zu nehmen. Dafür spricht eine Studie des 
Verfassungsschutzes, die in dieser Woche gemeinsam von Innensenator 
Ehrhart Körting (SPD), Verfassungsschutzpräsidentin Claudia Schmid 
und Polizeipräsident Dieter Glietsch vorgestellt wurde. Gibt es über 
rechtsextremistische Gewalt zu Recht reichliche Erhebungen, sind 
Straftaten aus der linksextremistischen Szene erstmals umfänglich 
untersucht worden.
Es war höchste Zeit. Denn das Ergebnis ist ernüchternd und erhellend 
zugleich: Durchschnittlich 139 Delikte mit linksextremistisch 
begründeter Gewalt gibt es jedes Jahr in Berlin. Dem 
rechtsextremistischen Lager werden jährlich 72 Straftaten 
zugerechnet. Jede Straftat, auch jede politisch motivierte - egal, ob
von links oder rechts -, ist zu verdammen. So wach besonders der 
Senat und das gesamte linke politische Spektrum der Stadt aus bester 
Überzeugung gegenüber rechtsextremistischen Untaten ist, so 
ambivalent - wenn überhaupt - reagiert sie auf die Gewalt von links.
Längst ist ja nicht mehr allein der 1. Mai Kampftag der 
Linksautonomen. Fast täglich brennen Autos in der Stadt, von denen 
der Innsenator jetzt sagt, zumindest jedes zweite werde von 
Linksextremisten angezündet. Polizisten, mittlerweile sogar 
Polizeistationen, werden angegriffen. Auch wenn sich die 
Polizeiführung der Stadt bei der Aufklärung der Straftaten bislang 
nicht mit Ruhm bekleckert, sondern sich durch provokante Äußerungen 
eher blamiert hat (der Polizeipräsident empfahl Kreuzberg als 
No-Parking-Zone für Luxus-Limousinen), ist einzuräumen, dass sie es 
schwer hat. Das gilt vorrangig für die Aufklärung der Autobrände.
Umso dringlicher ist es, dass auch die linksextremistische Gewalt in 
der Stadt zum großen Thema aller gemacht wird. Warum bitten 
Innensenator und Polizeipräsident nicht endlich zu einem Runden 
Tisch? Beide geben selbst zu, dass die Polizei allein die Autobrände 
nicht stoppen kann. Warum also nicht Bürger, Quartiersmanager und 
Hilfswillige mit Zugang zur linksextremen Szene um Hilfe bitten und 
um einen Tisch versammeln? Nach amtlicher Aufklärung über das Ausmaß 
linksextremistischer Gewalt muss endlich an einem gesellschaftlichen 
Konsens zur Ächtung auch dieser Gewalt gearbeitet werden, wie es ihn 
gegenüber der von Rechtsextremisten längst gibt.
In Berlin ist noch immer zu viel klammheimliches Verständnis im 
linken Lager von Sozialdemokraten über Linkspartei bis hin zu den 
Grün-Alternativen für Illegales von links zu konstatieren. Damit muss
Schluss sein. Es würde dem Regierenden Bürgermeister gut anstehen, 
sich auch darüber Gedanken zu machen. Wann ruft er alle politischen 
Lager, alle Berliner auf, sich entschlossen wie gegen 
Rechtsextremisten auch gegen die Gesetzesbrecher von Linksaußen zu 
wehren? Ein solcher Appell würde der politischen Kultur in der Stadt 
ebenso nützen wie dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Die Polizei 
und damit der Senat haben nicht allein für den Schutz von 
Staatsgästen zu sorgen. Auch für den aller Berliner.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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