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Berliner Morgenpost: Integration taugt nicht für große Sprüche - Leitartikel

Berlin (ots)

Nun hat also auch der Regierende Bürgermeister das
Thema Integration für sich entdeckt. Klaus Wowereit möchte sich 
diesem Bereich im kommenden Jahr stärker widmen. Er soll ein 
Schwerpunkt seiner Arbeit werden, kündigt er an. Der Senat will zudem
bis 2011 ein Integrationsgesetz verabschieden, damit Zuwanderer 
bessere Chancen in unserer Gesellschaft erhalten. Das ist schön und 
gut. Nach den Schwerpunkten Demografie-Entwicklung und Klimaschutz 
weitet der Regierende Bürgermeister seine Suche nach einem Thema für 
seine zweite Amtszeit offenbar weiter aus.
Dass er sich ausgerechnet der Integrationsarbeit verschreibt, zeigt, 
dass sich auch Wowereit mittlerweile eingesteht, dass so einiges 
schiefgelaufen ist in den vergangenen Jahren rot-roter 
Landesregierung. In den Bezirken wurden die finanziellen Mittel im 
Bereich Jugend und Soziales bekanntlich zusammengestrichen - weil ja 
alles angeblich so tadellos funktionierte. Erst jetzt will Wowereit 
wieder Geld in bestimmte Schwerpunktbereiche fließen lassen: für das 
Quartiersmanagement, für die Stadtteilmütter, die frühkindliche 
Sprachförderung und das freie zweite Kita-Jahr.
Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin und Neuköllns Bezirksbürgermeister 
Heinz Buschkowsky haben ihre Finger seit einiger Zeit regelmäßig in 
die Wunde der rot-roten Unterlassungssünden gelegt - und sind dabei 
manches mal über das Ziel hinausgeschossen. Mit ihren meist 
drastischen und provokanten Zustandsbeschreibungen trafen sie aber 
auch den Kern der Probleme: Viele Zuwanderer können nicht ausreichend
Deutsch, einige Familien ignorieren schlicht die Förderangebote des 
Staates, 43 Prozent der Migranten sind arbeitslos - das sind nur 
einige Zahlenbeispiele einer zu großen Teilen gescheiterten 
Integrationspolitik.
Die Reihe derjenigen, die die Integrationspolitik mit kräftigen 
Worten auf die Tagesordnung setzen wollen, setzt heute CDU-Vize 
Thomas Heilmann fort, der noch vor kurzem darauf verwiesen hatte, 
dass man den Islam nicht allein zum Sündenbock für gesellschaftliche 
Fehlentwicklungen stempeln dürfe. Nun haut Heilmann auf die andere 
Pauke und setzt damit ein falsches Signal. Eine Zuzugssperre würde 
Berlins Ruf als weltoffene, zuweilen auch bunte und kreative 
Metropole ruinieren. Dazu kommt: Keines der Eingliederungs-Probleme 
wäre mit einer solchen Maßnahme gelöst.
Der Schlüssel für eine bessere Integration bleibt vielmehr die 
soziale Frage. Mehr Bildungsangebote und vor allem mehr Arbeitsplätze
sind nötig, dann kann man den Migranten auch mehr abverlangen. Viele 
Jahre hat Rot-Rot den Mantel der Multikulti-Träumereien über den 
mangelhafte Eingliederungswillen bestimmter Bevölkerungskreise gelegt
und nicht reagiert, wo es angebracht gewesen wäre. In den Schulen, in
den Kiezen. Deshalb, das sollte der Bürgermeister, das sollte aber 
auch die CDU beherzigen, ist Integration keine Frage für den 
heraufziehenden Vorwahlkampf, sondern für eine nachhaltige Politik zu
allen Zeiten. Sie sollte eine Selbstverständlichkeit für alle 
Parteien sein.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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