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BERLINER MORGENPOST: Israel hatte gute Gründe Clemens Wergin über die Ausschaltung des Militärchefs der Hamas

Berlin (ots)

Seit Jahren wird im Westen diskutiert, was erlaubt ist im Antiterrorkrieg und was nicht. In diesem Fall kann es kaum Zweifel geben, dass Israel das Recht hatte, den Militärchef der Hamas, Ahmed Dschabari, zu töten. Schließlich stellt die Hamas die De-facto-Regierung von Gaza. Ahmed Dschabari war der Hauptverantwortliche für den Terrorkrieg gegen die israelische Zivilbevölkerung und deshalb auch ein legitimes militärisches Ziel. Aus Europa kommt bei solchen Aktionen zuverlässig der Einwand, das sei nun aber gerade eine ganz schlechte Zeit. Und das ist auch diesmal nicht ganz falsch: Der Angriff trübt das ohnehin schwierige Verhältnis zum neuen islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi in Ägypten, der versucht hatte, zwischen Israel und Hamas zu vermitteln. In der Region gärt es an allen Ecken, in Syrien tobt ein Bürgerkrieg, und der Iran steht kurz vor der Bombe. Da braucht es nicht unbedingt noch einen neuen Nahostkrieg. Alles richtig. Aber doch die falsche Perspektive. Denn das Bestürzende an der derzeitigen Lage ist nicht die israelische Attacke, sondern das, war ihr vorausging. Es zeigt, dass die Hamas wenig aus dem letzten Krieg gelernt hat - anders als die Hisbollah. Die hat im Sommer 2006 eine israelische Grenzpatrouille auf israelischem Boden angegriffen und israelische Soldaten entweder getötet oder verschleppt. Angesichts dieses dreisten Angriffes sah sich Israel genötigt, seine Abschreckungsmacht wiederherzustellen, und hat über einen Monat lang Krieg gegen die Hisbollah geführt. Seitdem hat diese sich nicht mehr auf solche Abenteuer eingelassen. Wer den Zeitpunkt der Tötung Dschabaris kritisiert, sollte auch bedenken, dass sich selbst den gut informierten Israelis nicht jeden Tag die Gelegenheit bietet, den Terrorchef der Hamas zu töten. Jahrelang haben die israelischen Dienste versucht, Dschabari auf die Spur zu kommen. Der war nicht nur für die Entführung von Gilad Schalit verantwortlich und den Tod seiner Kameraden, er hat aus den Kämpfern der Hamas auch eine vergleichsweise professionelle Truppe geformt, hat sich Teheran in die Arme geworfen und iranische Fajr-5-Raketen in den Gazastreifen geschmuggelt, die inzwischen die Metropole Tel Aviv erreichen können. Er hat einen Teil der militärischen Infrastruktur der Hamas in den Sinai verlagert und ist verantwortlich für Angriffe, die von dort, also von ägyptischem Territorium, gegen Israel geführt wurden. Wenn die Israelis dann einen Tipp bekommen, der zum Aufenthaltsort Dschabaris führt, dann braucht es keine weiteren starken Gründe, um diesen Terrorpaten auszuschalten. Eine Regierung, die ihren Schutzauftrag für die eigene Bevölkerung ernst nimmt, brauchte in solch einem Fall vielmehr sehr gute Gründe, einen gefährlichen Terroristen nicht anzugreifen - und damit eine Chance verstreichen zu lassen, die sich vielleicht nie wieder bieten wird. Diese hat die Hamas wahrlich nicht geliefert. Im Gegenteil. Ob die Lage weiter eskaliert, hängt von ihr selbst ab. Die Israelis haben kein Interesse, erneut mit Bodentruppen in Gaza einzufallen. Das könnte am Ende noch unappetitlichere Extremisten an die Macht bringen.

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