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BERLINER MORGENPOST: Wir alle zahlen für die Pannen
Leitartikel von Christine Richter

Berlin (ots)

Und es ist wieder schiefgegangen: Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden wird fast 46 Millionen Euro teurer als geplant, wahrscheinlich ist auch der geplante Eröffnungstermin am 3.Oktober 2015 nicht zu halten. Diese schlechte Nachricht musste Senatsbaudirektorin Regula Lüscher jetzt den Berlinern überbringen. Wer sich an die Pleiten und Pannen beim künftigen Großstadtflughafen BER erinnert fühlt, der liegt damit ganz richtig.

Beim Flughafen musste die Eröffnung schon drei Mal, bei der Staatsoper zuvor schon zwei Mal verschoben werden. Zuletzt Ende Mai dieses Jahres. Damals verkündete die Senatsbaudirektorin, dass man überraschend in 17 Meter Tiefe mittelalterliche Holzpfähle gefunden habe, dass deshalb die Betonsohle für die Oper verdoppelt werden müsse. Warum die Planer von solchen Pfählen überrascht werden konnten, versteht auch ein Nicht-Fachmann nicht, ist doch seit Langem bekannt, dass in Berlins Mitte das Grundwasser hoch steht. Im Mittelalter und den nachfolgenden Jahrhunderten haben die Menschen auf solche Baulösungen zurückgegriffen. Das können, das müssen die Experten wissen. Und damit nicht genug: Frau Lüscher war sich im Mai, also vor sechs Monaten, ganz sicher, dass der vor allem vom Bund getragene Kostenrahmen in Höhe von 250 Millionen Euro nicht überschritten werde. Zweifler wies sie zurück. Nur leider hatten die alle recht. Jetzt wird das Vorzeige-Opernhaus der Stadt nochmals 46 Millionen Euro teurer, der Bund lehnt es gleichzeitig ab, sich an diesen Mehrkosten zu beteiligen. Also zahlt der Berliner Steuerzahler - in der vagen Hoffnung, dass es damit dann auch getan ist, dass die Staatsoper Unter den Linden ab 2016 endlich wieder besucht werden kann.

Ist das Dilettantismus? Unfähigkeit? Hat Berlin die falschen Bauherren und -frauen? Sind die Planungsbüros überfordert? War die Bauplanung von Anfang an zu optimistisch, waren die Kosten von Beginn an zu niedrig angesetzt? In Deutschland hat man sich zwar daran gewöhnt, dass sich Großprojekte verzögern und dass sie teurer werden als gedacht. Stuttgart 21 und die Elbphilharmonie sind imposante Beispiele.

Aber warum kommt in Berlin scheinbar alles so viel schlimmer? Egal ob beim Flughafen BER oder bei der Staatsoper - es ist wohl von allem etwas dabei. Dilettantische Planung, falsche Kostenansätze, überforderte Bauherren. Beim BER wurde beispielsweise im letzten Jahr vor der geplanten Eröffnung am 3.Juni 2012 noch massiv in die Baupläne eingegriffen, Hunderte von Änderungen wurden vorgenommen. Bis heute wurden die Bauarbeiten noch nicht wieder in vollem Umfang aufgenommen, inzwischen gilt es als wahrscheinlich, dass auch der anvisierte Eröffnungstermin am 27.Oktober 2013 nicht zu halten ist. Und die Kosten explodieren auch hier. Der Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Wowereit (SPD) wollte am Mittwoch nicht ausschließen, dass es noch unangenehmer wird - für den BER, wahrscheinlich auch für ihn, vor allem aber für den Steuerzahler. Denn er muss das Geld aufbringen.

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bmcvd@axelspringer.de

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