BERLINER MORGENPOST: Gleiches Recht für alle - Kommentar von Andreas Abel zum Schulgeld bei der Ausbildung in Therapieberufen
Berlin (ots)
In Zeiten des Fachkräftemangels sehen nicht nur die Betroffenen selbst die karge Ausbildungsvergütung in vielen Berufen als problematisch an. Dabei wird gern übersehen, dass es noch Berufsfelder gibt, bei denen die Auszubildenden sogar "Geld von zu Hause mitbringen müssen".
So wird etwa bei angehenden Logopäden und Physiothera-peuten Schulgeld fällig. Und nicht zu knapp, wir reden von dreistelligen Eurobeträgen pro Monat. Da ist es ein gutes Signal, dass die landeseigene Charité künftig darauf verzichten will.
Unverständlich bleibt aber, warum der Schulgeld-Verzicht nur für diejenigen gelten soll, die im kommenden Herbst ihre Ausbildung beginnen. Wer sich bereits im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr befindet, hat Pech gehabt und muss weiter tief in die Tasche greifen.
Das schafft - vermeidbare - Unruhe und Unmut innerhalb der Auszubildenden und wird der Lage im Gesundheitswesen nicht gerecht. Logopäden, Physiotherapeuten und Diätassistentinnen gehören heute bereits zu den Mangelberufen - und es ist klar, dass sich der Mangel angesichts des demografischen Wandels verschärfen wird.
Charité und Landesregierung sollten sich jetzt schnellstmöglich zusammensetzen und eine zeitnahe Lösung finden. 370.000 Euro Einnahmeverluste durch den Schulgeld-Verzicht bei allen Betroffenen bis zum Jahr 2020 sind kein Pappenstiel für die Charité - aber auch keine Summe, die das jetzige Vorgehen rechtfertigt.
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