Die Impfschande - Leitartikel von Christine Richter
Berlin (ots)
Bei allem Verständnis, dass sich die Politiker nun schon seit einem Jahr - wie wir alle - im Corona-Krisenmodus befinden, bei allen schwierigen Entscheidungen, die gefällt werden müssen: Inzwischen fehlt einem das Verständnis für das, was die verantwortlichen Politiker sagen und entscheiden.
Denn das eine, das alles entscheidende Thema, das Impfen, wurde und wird sträflich vernachlässigt. Schlimmer noch: Hier versagen Bund und Länder massiv - seit Monaten. Dabei ist es erst einmal eine großartige Leistung, dass innerhalb eines knappen Jahres mehrere Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt wurden.
Doch was dann in Europa, in Deutschland passierte, das ist kaum nachzuvollziehen. Inzwischen hat sich die alte Weisheit "Wer billig will, zahlt doppelt" leider wieder bewahrheitet. Denn die Kosten, die der Lockdown verursacht, sind inzwischen so hoch, dass einem nicht nur schwindelig wird. So ist es sträflich, dass die EU zu wenig Impfstoff bestellt hat. Eine Schande aber ist, wie das Impfen jetzt gehandhabt wird und wie die kommenden Wochen vorbereitet werden.
In Berlin liegen nach Auskunft des Roten Kreuzes inzwischen rund 40.000 Impfdosen von Astrazeneca ungenutzt herum, weil sich nach der sogenannten Prioritätenliste zu wenige damit impfen lassen wollen. Doch warum wird der Impfstoff jetzt nicht an andere Menschen verteilt? Warum wird in Berlin nicht auf Teufel komm raus geimpft?
Und völlig unverständlich ist, warum es in Berlin und Brandenburg jetzt Pilotprojekte mit 100 beziehungsweise 120 Arztpraxen braucht, um ab April das Impfen in der Fläche, in den Arztpraxen zu ermöglichen. Man hört es - und ist fassungslos.
In Israel sind Stand jetzt 94 von 100 Erwachsenen geimpft, in Gr0ßbritannien 31, in den USA 23. In Deutschland sind es sieben. Es ist eine Schande.
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