Berliner Morgenpost: Konkurrenz für Trump - Kommentar von USA-Korrespondent Dirk Hautkapp
Berlin (ots)
Das Schaulaufen ist vorbei. Ron DeSantis will es wirklich wissen. Floridas Gouverneur steigt nächste Woche offiziell in das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024 ein. Der 44-Jährige wird damit zum bislang einzigen veritablen Rivalen Donald Trumps.
Umfragen, die den Ex-Präsidenten unangefochten vorn sehen, spiegeln nicht die unterschwellige Trump-Fatigue wider. Viele konservative Wähler haben den 76-Jährigen satt. Sie dürsten nach einer Kopie, die nicht den Ballast und den Drama-Faktor des Originals mit sich schleppt. DeSantis könnte diese Kopie sein. Donald Trump spürt das. Darum macht er seinen Rivalen ständig nieder.
DeSantis' schwierigste Aufgabe wird es sein, sich unmissverständlich von Trump abzugrenzen, ohne dabei dessen Hardcore-Fans irreparabel zu verprellen. Die erste Bewährungsprobe wird seine Antwort auf eine banal klingende Frage sein. Hat Trump die Wahl 2020 verloren? Sagt DeSantis die Wahrheit, was er bisher peinlich vermied, müsste ein uneingeschränktes "Ja" kommen. Dann ist offen, ob Millionen Trump-Fans, die bis heute dem destruktiven Lügenmärchen von der gestohlenen Wahl gegen Joe Biden aufsitzen, nur die Augen verdrehen. Oder ob sie dem Emporkömmling den Mittelfinger zeigen.
DeSantis versucht dem vorzubauen, indem er Trump rechts überholt und in Florida mit despotisch-bigotter Politik gegen den linksliberalen Zeitgeist zu Felde zieht. Übertreibt DeSantis es hier weiter, kann ihn der Applaus des rechten Flügels der republikanischen Wählerschaft vielleicht zur Kandidatur tragen. In der echten Wahl am 5. November 2024 wäre der "Taliban aus Tallahassee" nicht mehrheitsfähig.
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