Köpfe statt Stellen
Feuerwehrnachwuchs dringend benötigt
Kommentar von Philipp Siebert
Berlin (ots)
Spätestens ab Sommer 2022 konnte kaum noch jemand verhehlen, dass die Berliner Feuerwehr in einer tiefen Krise steckt. Personalmangel führte dazu, dass Rettungswagen nicht besetzt werden konnten, länger zu Hilfesuchenden brauchten - kurz: die Feuerwehr ihrem Auftrag des Schutzes der Berlinerinnen und Berliner nicht mehr nachkam. "Bedingt rechtzeitig einsatzbereit", urteilte der Rechnungshof im Herbst und errechnete einen zusätzlichen Bedarf von 1000 bis 1600 Kräften.
Dass der Doppelhaushalt 2024/25, der am Dienstag im Senat beschlossen werden soll, angeblich nur 65 zusätzliche Stellen vorsieht, wirkt da geradezu lächerlich. Die Zahl verleitet Innensenatorin Iris Spranger (SPD) auch zur Kampfansage an Finanzsenator Stefan Evers (CDU). Spranger, die ursprünglich 700 Stellen angemeldet hat, verspricht, für weitere zu kämpfen. Sie wolle die von Zahlen und mangelnder Kreativität getriebenen Haushaltspolitiker überzeugen, versprach sie am Montag. Dabei hat sie ein Argumentationsproblem. Denn was soll die Berliner Feuerwehr mit 500, 700 oder 1000 Stellen, wenn sie sie doch nicht besetzen kann? Wenn schlicht die Menschen fehlen? Es ist keineswegs so, dass Anwärter reihenweise Schlange stehen, um bei der Berliner Feuerwehr arbeiten zu können. Ausbildungslehrgänge können in Teilen nicht voll besetzt werden. Mitunter scheitert der potenzielle Nachwuchs schlicht am Sporttest. Das nutzt in seiner Argumentation auch der Finanzsenator. Wenn Spranger es schafft, deutlich mehr Bewerber als offene Stellen zu haben, dann kann sie Druck auf den Finanzsenator ausüben. Denn eines braucht Berlin dringend: mehr Feuerwehrleute.
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