"Berliner Morgenpost": Aktionen nicht zielführend
Kommentar von Alexander Rothe zu Protestaktionen, Luft aus Autoreifen zu lassen
Berlin (ots)
Man solle es nicht persönlich nehmen, wenn man feststellt, dass die Luft aus seinen Autoreifen gelassen wurde - im Namen des Klimas. So argumentiert die Gruppe "The Tyre Extinguishers", die nach eigenen Angaben in Deutschland und anderen europäischen Ländern unterwegs ist, um "unnötige Fahrzeuge" platt zu machen. Zum wiederholten Mal auch SUVs in Berlin.
Klar: Große Geländewagen belasten das Klima, und auf Messen zur Schau getragene Anstrengungen der Autoindustrie, grüner werden zu wollen, müssen mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden. Doch rechtfertigt das nicht die Aktionen der Reifenlöscher. Einerseits darf nicht übersehen werden, welche kommunikativen Auswirkungen diese haben. Sowohl die Abgeordnetenhauswahl als auch die Abstimmung über den Klimavolksentscheid 2030 haben eines verdeutlicht: Die Stadt - wenn nicht gar die gesamte Gesellschaft - droht sich weiter aufzuspalten: in Außen- gegen Randbezirke, Autofahrer gegen Nicht-Autofahrer.
Wem nützt es? Nicht dem Klima! Stattdessen wird der Graben tiefer, obwohl für Klimaschutzpolitik Mehrheiten gewonnen werden müssen. Lassen Sie uns über Klimaschutz reden, eine ehrliche Diskussion über die Mobilität der Zukunft führen. Allerdings mit guten Argumenten und weniger Schaum vor dem Mund. Statt Druck aus den Reifen zu lassen, sollte man den Druck aus der aufgeheizten Debatte nehmen. Andererseits haben diese Aktionen einen justiziablen Aspekt: Was ist mit Schäden an den Felgen? Was passiert, wenn die Autobesitzer nicht merken, dass ihr Reifen platt ist, und sich damit in den Straßenverkehr wagen? Diese Fragen muss der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz der Polizei beantworten.
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