EKD - Evangelische Kirche in Deutschland
„Vertrauen ist heute eine der kostbarsten Währungen in der Demokratie“
Ökumenischer Gottesdienst zur Konstituierung des Bundestages
Hannover (ots)
Unmittelbar vor der Konstituierung des 21. Deutschen Bundestages hat heute Morgen (25. März 2025) in der katholischen Sankt Hedwig-Kathedrale in Berlin ein ökumenischer Gottesdienst stattgefunden. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Regierungsmitgliedern nahmen zahlreiche scheidende und neue Bundestagsabgeordnete daran teil.
In ihrer Begrüßung warb die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche beim Bund, Prälatin Dr. Anne Gidion, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Vielleicht haben Sie auch Erwartungen, was der Glaube zu Ihrem Dienst beitragen kann. Antworten auf Fragen wie: Was hält uns zusammen? Was hält diese Gesellschaft zusammen? Dieses neu gestaltete Gotteshaus atmet dabei selbst etwas fast Parlamentarisches, es gibt nicht vorne und hinten, sondern ein Zentrum mit Kuppel, eine konzentrierte Mitte und den Himmel darüber“, sagte Prälatin Gidion. Sie dankte dabei den Abgeordneten, die aus dem Bundestag ausscheiden und hieß die neuen willkommen. Ihr Respekt gelte allen, so Prälatin Gidion: „Sie übernehmen Verantwortung in diesem großen Verständigungsort Parlament. Sie vertreten das Demos, das Volk, mit bestem Wissen und Gewissen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich getragen fühlen dabei. Von Menschen, die Ihnen das zutrauen. Von Parteien, zu denen Sie gehören. Von Ihren Kompetenzen (…) und noch vielem mehr. Und von Gott.“ Die Kirchen wollen dabei die Bundestagsabgeordneten begleiten, mit „verschwiegener, auch seelsorglicher Begleitung – solidarisch und ohne Ansehen der Person und unabhängig davon, wie viel uns politisch verbindet oder auch mal trennt.“ Prälatin Gidion fügte hinzu: „All das wird nicht immer gelingen und manchmal braucht es dann Streit, Verständigung und Versöhnung. Im Parlament und in unserer Gesellschaft.“
Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Dr. Karl Jüsten, ging in seiner Predigt auf den neu gestalteten Kirchenraum der Kathedrale ein, der im November wieder eingeweiht wurde. „Dieser Raum steht dafür, wie wir heute miteinander Gottesdienst feiern wollen. Er steht für Veränderung in der Kontinuität des Evangeliums.“ Veränderungen, so Prälat Jüsten, beträfen auch das Leben. Immer wieder ergäben sich in jedem Leben Situationen, in denen man zu großen, zu moralisch anspruchsvollen und manchmal heftig kritisierten Taten oder zu schwierigen Entscheidungen gefordert sei: „Manchmal können wir sie nur bewältigen, wenn wir über uns hinauswachsen, wenn wir besonders mutig sind. Mal müssen wir ambivalent reagieren, indem wir einerseits Konflikten nicht aus dem Weg gehen, und andererseits Kompromisse suchen und Risiken eingehen. Da hilft auch das Gebet um den Beistand Gottes.“
Prälat Jüsten fügte hinzu: „Wenn Sie ein besonderes Amt im Parlament oder in der Regierung annehmen und dabei gar einen Eid ablegen, haben Sie die Möglichkeit, den Zusatz ‚So wahr mir Gott helfe‘ anzufügen (...) Der Zusatz erkennt an, dass es etwas Größeres gibt, als das eigene Maß.“ Gott traue jedem Menschen viel zu, so stelle sich die Frage, wie viel man einander zutraue. „Vertrauen ist heute eine der kostbarsten Währungen in der Demokratie. Wer ein Amt übernimmt, muss von den Bürgerinnen und Bürgern getragen sein. Deshalb müssen alle, die ein Mandat bzw. ein Amt innehaben, es so ausfüllen, dass eine Vertrauensbeziehung zwischen Wählerinnen und Wählern wachsen kann“, so Prälat Jüsten, der zugleich für ein Gelingen der Demokratie warb. Zu ihr gehöre auch beispielsweise die faire Behandlung in den Medien und im Internet, „eine gute Streitkultur im Parlament, Wertschätzung des politischen Gegners genauso wie des Parteifreundes. Ich plädiere auch für eine Kultur der Dankbarkeit für die, die in Staat und Gesellschaft egal auf welcher Ebene Verantwortung übernehmen und dem Gemeinwohl dienen wollen.“
Hinweis: Die Begrüßung von Prälatin Dr. Anne Gidion und die Predigt von Prälat Dr. Karl Jüsten finden Sie unter https://www.dbk.de/presse/aktuelles.
Hannover, 25. März 2025
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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