Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) kommentiert in ihrer Freitagsausgabe die voraussichtliche Überstellung des KZ-Aufsehers John Demjanjuk.
Frankfurt/Oder (ots)
In deutsche Gefangenschaft geraten 1942, bis Kriegsende bei der SS gedient - die Biografie des Ukrainers John, eigentlich Iwan Demjanjuk war keine Seltenheit. Um dem unwägbaren Los der Gefangenschaft zu entrinnen, verdingte sich Demjanjuk als KZ-Aufseher - um den Preis, am Tod tausender Juden mit schuldig zu werden. Das Schicksal kann teuflische Wege gehen, doch das entbindet nicht von der Verantwortung. Das gilt auch noch fast sieben Jahrzehnte später. Deshalb ist es richtig, dass Demjanjuk, der bereits in Israel sieben Jahre für seine Taten büßen musste, nun hier vor Gericht gestellt wird - das Todesurteil wurde seinerzeit wegen Unsicherheiten über seine Identität aufgehoben. Die Strafverfolgung ist Deutschland den Opfern schuldig. Doch ob es wirklich zum Prozess kommt, ist offen. Umso mehr fragt man sich deshalb, warum die deutsche Justiz so lange zögerte, den jetzt 89-Jährigen zu belangen, wo die Tatvorwürfe doch seit den 70er Jahren bekannt sind. Die Zuständigkeit für einen mutmaßlichen Massenmörder vom Wohnort abhängig zu machen, ist blanker Zynismus.
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