Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Vom stillen Wandel einer Partei: Es war einmal: Wirtschaftspartei CDU - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Es hat sich noch längst nicht bei allen
herumgesprochen: Die alte Arbeitsteilung, die SPD kümmert sich ums 
Soziale, die Union darum, dass das nicht zu teuer wird, ist längst 
vorbei. Deshalb hatten die Sozialdemokraten ja solche Probleme, weil 
sie sich nämlich in den vergangenen Jahren auch engagierten als 
Steuersenkungs- und Sozialbudget-Erhöhungspartei.
Und die Union? Sie war einmal Wirtschaftspartei, und gilt noch 
immer bei vielen Menschen als solche. Selbst dann noch, als Schröder 
die Steuern stärker gesenkt hatte als Kohl. Was nur zeigt, wie 
langlebig Urteile sind. In intellektuellen Zirkeln ist man sich 
schnell einig, dass das alte Links-Rechts-Schema längst nicht mehr 
gültig ist. Aber viele Menschen finden eben darin ihre Orientierung. 
So wird vielen Menschen erst allmählich bewusst, dass die Union nicht
mehr automatisch die Wirtschaftspartei ist. Und dies nicht nur 
deshalb, weil die üblichen Verdächtigen, die Lobby von Mittelstand 
bis Industrie, über die Union schon länger Schlechtes verbreitet und 
sich neuerdings auch allein gelassen gibt von der CDU-Kanzlerin. So 
will die Union nichts mehr wissen von ihren liberalen Leipziger 
Parteitagsbeschlüssen. Niemand dort strebt mehr eine 
Bierdeckel-Steuer-Reform an (Abschaffung aller Subventionen, dafür 
Senkung der Sätze). Und auch, dass die Union die Erhöhung des 
Arbeitslosengeldes an eine Lockerung des Kündigungsschutzes gekoppelt
hat, ist versunken in einem Meer des Schweigens.
Und alle machen mit. Die Wahlkämpfer Wulff und Koch wollen so 
schnell wie möglich eine Einigung beim Arbeitslosengeld. Aus 
wahltaktischen Gründen also. Wie wollen dieselben Leute dann dem 
SPD-Chef Beck noch wahltaktische Motive bei dessen "Linksruck" 
vorhalten? Wer länger eingezahlt hat, muss länger Geld heraus 
bekommen, sagt heute der CDU-Generalsekretär. Noch unlängst war es 
andersherum und das Arbeitslosengeld keine Kapital-, also 
Ansparversicherung, sondern eine, die nur das Risiko versichert.
Was schert mich meine Wahrheit von gestern? Die Union hat eben 
keinen Wirtschaftspolitiker mehr von Gewicht. Der Wirtschaftsminister
ist von der CSU und in die Kabinettsdisziplin eingebunden. Merz ist 
lange weg, und die Union wurde nur so lange als Wirtschaftspartei 
wahrgenommen, wie die Kanzlerin diese Rolle spielte. Doch Angela 
Merkel bespielt inzwischen lustvoll eine andere Bühne. In einem Stück
irgendwo zwischen Weltinnenpolitik und der Rettung des globalen 
Klimas. Die FDP kann sich freuen.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 02.11.2007 – 19:41

    WAZ: Verdi und das Murmeltier - Kommentar von Thomas Wels

    Essen (ots) - Und ewig grüßt das Murmeltier: So sicher wie die Städte im November und Dezember vermehrt verkaufsoffene Sonntage zulassen, so sicher geht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf die Barrikaden gegen dieselben und beklagt eine Fehlentwicklung zu Lasten der Beschäftigten. Gewiss, jeder hat das Recht auf freie Wochenenden, auf Zeit mit der Familie. Dafür aber gibt es vernünftige ...

  • 31.10.2007 – 21:23

    WAZ: Einfach unlogisch - Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

    Essen (ots) - Wenn die Gesellschaft sich verändert, dann muss die Politik darauf reagieren. Die Frage ist: Müssen diejenigen, die bei der Veränderung nicht mitmachen, entschädigt werden? Denn das will die CSU erreichen, wenn sie eine Prämie für "Selbsterziehende" fordert, die eine flächendeckende Krippenbetreuung nicht nutzen. Dass unsere Familienministerin diese Forderung in ihren Gesetzentwurf ...

  • 31.10.2007 – 21:21

    WAZ: Nichtraucher-Schutzgesetz in NRW: Schwammig - Kommentar von Christoph Meinerz

    Essen (ots) - Über den generellen Sinn oder Unsinn von Rauchverboten noch zu streiten, ist müßig: Das Nichtraucher-Schutzgesetz für NRW kommt zum 1. Januar. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob die CDU-FDP-Mehrheit an ihrem Gesetzentwurf voller Schlupflöcher festhalten wird. Vor allem Gesundheitsexperten laufen gegen die vielen Ausnahmen Sturm. Sie ...