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WAZ: Immer mehr arme Kinder: Von der Kultur des Stärkens - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Essen (ots)

Dass zu viele Kinder nur bei der Mutter aufwachsen;
obendrein in einer beengten Wohnung; sozusagen von der Hand in den 
Mund leben: Die Medien werden nicht müde, über arme Kinder zu 
berichten. Die Sozialverbände geben nicht auf, zu klagen, die Politik
hat die stetig zunehmende Zahl dieser Kinder durchaus im Blick.
So wissen wir längst: Die so genannten prekären Verhältnisse, in 
denen viele Kinder groß werden müssen, machen sie dumm, krank und 
dauerhaft arm. Dumm, weil unser Bildungssystem Kinder der 
Unterschicht zu seinen Verlierern macht. Krank, weil sie sich 
schlecht ernähren, seltener zum Arzt gehen, weniger umsorgt werden. 
Dauerhaft arm, weil sie häufig ohne oder mit einem schlechten 
Schulabschluss keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben.
Man muss darüber klagen, dass die Hartz-IV-Sätze für Kinder zu 
niedrig sind, nicht ihren wirklichen Bedürfnissen entsprechen. Man 
muss Sozialverbände loben, dass sie Mittagessen für arme Kinder 
bereitstellen. Dass sie Hausaufgabenhilfe bieten. Man kann dann auch 
wieder klagen, dass es viel zu wenig von diesen Projekten gibt, die 
Kinder stärken sollen.
Am besten aber können dies die Eltern tun. Sie können den Kindern
beibringen, die Schule wichtig zu nehmen. Sie können dafür sorgen, 
dass der Alltag geregelt wird. Sie können ihren Kindern Mut und 
Selbstvertrauen geben. Ihnen den Rücken stärken mit dem festen 
Willen, das Kind solle es mal besser haben als man selbst.
Stattdessen bleiben Kinder immer häufiger sich selbst überlassen,
weil die Eltern zu sehr mit ihren eigenen Schwierigkeiten beschäftigt
sind und weil das Bildungs- und Erziehungssystem sie nicht auffängt. 
Dies war vor Jahrzehnten anders. Schließlich gingen aus der armen 
Nachkriegsgeneration Wirtschafts- und Politgrößen hervor. Menschen, 
die wie Altkanzler Schröder von einer Kriegswitwe großgezogen wurden 
- und zwar durchaus in prekären Milieus -, machten mit solidem 
Hauptschulabschluss, Lehre, Abendgymnasium und spätem Studium 
Karriere. Mit eisernem Willen, aber auch großer Unterstützung der 
Familie.
Immer mehr Eltern schaffen es nicht mehr, ihren Kindern diesen 
Willen zu geben. Sie haben ja selbst keinen mehr. Die Kultur des 
Stärkens in der Familie ist nicht mehr selbstverständlich. Womöglich 
ist dies eine wesentliche Ursache für die Bildungs- und 
Erziehungsmisere. Weil unser System nur mit einer starken Familie 
funktioniert.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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