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WAZ: Kosovo erklärt sich unabhängig - Es geht um Menschen, nicht nur um Land - Leitartikel von Augustin Palokaj

Essen (ots)

Keine Frage - es gibt nicht nur gute Gründe für,
sondern auch gegen die Unabhängigkeit des Kosovo. Aber die Argumente 
pro wiegen schwerer, das wichtigste ist das einfachste: Die 
Unabhängigkeit entspricht dem Willen des Volkes. Mehr als 90 Prozent 
der Einwohner wollen die Loslösung von Serbien, und nichts anderes.
Schon zu Titos Zeiten wurde den Kosovaren die Gleichberechtigung 
verweigert. Milosevic errichtete dann ein Apartheids-Regime; 
Hunderttausende verloren ihre Arbeit, Schulen wurden geschlossen, 
Journalisten misshandelt, Medien dichtgemacht. 15 Jahre leisteten die
Kosovaren zivilen Widerstand. Das brachte ihnen viel Sympathie ein, 
aber nicht mehr. Slowenien, Kroatien, Bosnien wurden unabhängig. Im 
Kosovo verschärfte Belgrad die Unterdrückung.
Erst da gingen die Kosovaren zum bewaffneten Widerstand über. Der
Westen griff ein und verhinderte, dass aus einer "ethnischen 
Säuberung" ein - nach Bosnien - weiterer Genozid wurde. Auf den 
Rückzug der Belgrader Truppen folgten Massenflucht der Serben und 
albanische Racheakte an denen, die blieben. Heute ist das Kosovo der 
ärmste Flecken Erde in Europa, Niemandsland unter UN-Aufsicht.
Sämtliche Versuche mit einer Autonomie sind gescheitert. Eine 
weitere halbgare Lösung würde nur für weitere Frustration und 
Unsicherheit sorgen. Und die Serben würden weiter versuchen, die 
Unabhängigkeit zu stoppen, statt sich im Kosovo und in Europa zu 
integrieren. Das Kosovo gehört auch den Serben - aber denen, die im 
Kosovo leben. Das kroatische Beispiel ist ermutigend: Auch dort 
verweigerten sich die Serben zunächst. Jetzt sind sie längst dabei, 
zurückzukehren und sich einzugliedern. Zur vollen Unabhängigkeit ist 
das Kosovo noch nicht in der Lage. Politisch, wirtschaftlich und 
intellektuell fehlt es an den Grundlagen. Auch die meisten Kosovaren 
sind für eine "überwachte Unabhängigkeit".
 Die Sorgen über einen Nachahmer-Effekt sind verständlich. Man kann 
aber über Völkerrecht, territoriale Unversehrtheit und 
Selbstbestimmung nicht rein theoretisch diskutieren. Es geht um 
Menschen, nicht nur um Land. Und an diesem Punkt haben die Serben ihr
Recht verwirkt: Sie sind jeden Beweis schuldig geblieben, dass sie 
gewillt sind, die Albaner als gleichberechtigte Bürger zu behandeln.
Der Autor, 38, ist kroatischer Staatsbürger kosovo-albanischer 
Herkunft, hat als Korrespondent die Kriege in Bosnien und im Kosovo 
verfolgt und arbeitet jetzt im Brüsseler WAZ-Büro.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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