Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Neues Einkaufszentrum in Essen - Innenstädte brauchen Vielfalt und Toleranz - Leitartikel von Wolfgang Pott

Essen (ots)

Man stelle sich vor, die Verbraucher in NRW würden
irgendwann nur noch davon sprechen, im Essener Monroe einkaufen zu 
gehen. Die Region wäre dann ein Stück weiter bei der Bewältigung des 
Strukturwandels. Sie hätte nämlich eine Marke geschaffen mit 
Strahlkraft, von denen es hier viel zu wenig gibt. Der Spitzname 
Monroe könnte entstehen, weil die Außenfassade des neuen riesigen 
Einkaufszentrums am Limbecker Platz in Essen manchen irgendwie an 
Marilyn Monroes legendären wehenden weißen Rock erinnert. Wie auch 
immer das Karstadt-Warenhaus zukünftig bezeichnet wird, wenn es zur 
Identifikation der Menschen mit ihrer Region beiträgt, wenn es 
Kaufwillige von außen anzieht, wenn es also mehr darstellt, als einen
schlichten Konsumtempel, ist viel erreicht.
Die Innenstädte des Ruhrgebiets haben eine Runderneuerung 
dringend nötig. Wirklich ansehnliche Citys gibt es in kleineren 
Kommunen wie Unna oder Hattingen, wo Ursprünglichkeit bewahrt wurde. 
Ansonsten herrscht der Charme der 70er- und 80er-Jahre, Beton regiert
das Bild der Innenstädte. Die Stadtplaner wissen um dieses Defizit 
und arbeiten daran. Sie sollten aber bedenken, dass Innenstädte mehr 
brauchen, als neue, hübsche Einkaufszentren. Sie brauchen Parks, 
Grünflächen für Kinder und nicht nur für Hunde. Sie brauchen 
beeindruckende architektonische Bauten, die Touristen faszinieren und
neugierig machen. Innenstädte müssen pulsieren über übliche 
Ladenöffnungszeiten hinaus, durch beeindruckende Kulturangebote, 
durch Cafe´s und Restaurants, und sie müssen mit dem ganz normalen 
Leben gefüllt werden, mit jungen und alten Menschen, Familien und 
Singles, Hetero- und Homosexuellen. Bunte Vielfalt, statt graue 
Einfalt und ganz viel Toleranz.
Einkaufszentren tragen ihren Teil dazu bei, wenn sie geschickt 
platziert werden. Beim Centro in Oberhausen ist vieles 
schiefgelaufen, weil drumherum alles wegstirbt. Die Innenstadt von 
Oberhausen stellt längst ein Massengrab des Einzelhandels dar. Doch 
stehen auch Vermieter in der Verantwortung, zur Schönheit des 
Stadtbildes beizutragen. Ob nur noch Discounter, Drogeriemärkte, 
Ein-Euro-Läden und Spielhallen das Bild beherrschen, liegt auch in 
ihrer Hand. Politik kann hier nur begrenzt Einfluss nehmen, kann 
aufklären und appellieren. Das tut sie auch.
Ob das Ruhrgebiet wie angepeilt 2030 auf Augenhöhe mit großen 
Weltmetropolen sein kann, entscheidet sich ganz maßgeblich am 
Erscheinungsbild der Innenstädte. Essen hat jetzt erst den Anfang 
gemacht.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 12.03.2008 – 19:33

    WAZ: Schädlicher Eifer - Kommentar von Christoph Meinerz

    Essen (ots) - Wer zu viel des Guten will, wird am Ende ein schlechtes Ergebnis erzielen. Und Überforderung ist bekanntlich auch ein Feind des Erfolgs. Bei Schülern, Eltern und Lehrern in Nordrhein-Westfalen macht sich eine nachvollziehbare Reformgereiztheit breit. Schon allein die Ankündigung möglicher weiterer Veränderungen am Schulsystem löst reflexartig Proteste aus. Mag die Formel "Stillstand gleich ...

  • 12.03.2008 – 19:31

    WAZ: Urteil im Bundeswehr-Prozess - Keine Privilegien - Leitartikel von Stefan Wette

    Essen (ots) - Lang hat's gedauert. Dreieinhalb Jahre nach den "Foltervorwürfen" von Coesfeld hat das Landgericht Münster ein Urteil gefällt und den angeklagten Soldaten differenziert Schuld zugewiesen oder sie freigesprochen. Dass Richter Mattonet die Kammer "an den Rand unserer Fähigkeiten" gebracht sah, ist seiner subjektiven Sicht geschuldet. Es gibt auch ...

  • 12.03.2008 – 19:28

    WAZ: Kratzer am Image - Kommentar von Ulf Meinke

    Essen (ots) - Umweltminister Gabriel alleine im Jet: Auch wenn dem Umweltminister wegen seines Solo-Flugs formal nichts vorzuwerfen sein sollte, so hat er sich doch durch seine lockere Einstellung zur Nutzung der Bundeswehr-Flugbereitschaft politisch angreifbar gemacht. Dass genauer nachgefragt wird, sollte einen Politprofi wie Sigmar Gabriel nicht verwundern. Auffällig ist tatsächlich, dass nach der ...