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WAZ: Die CSU in der Krise - Abrechnung im September - Leitartikel von Norbert Robers

Essen (ots)

Die Fans der Fußball-Bundesligisten Borussia
Dortmund und Schalke 04 gelten als besonders treu. Was zu der 
eingängigen Formel führte: Sobald im Signal Iduna Park oder in der 
Veltins Arena das Flutlicht angeht, ist die Hütte voll. Eine ähnliche
Begebenheit kennt man aus dem Süden Deutschlands, aus dem politischen
Bayern. Dort gilt seit Jahrzehnten: Die CSU könnte einen Besen zur 
Wahl aufstellen - und würde trotzdem gewinnen.
Die Erfahrung zeigt auch, dass Fußballfans so leicht nicht zu 
erschüttern sind. Sie sind immer wieder bereit, ihren Kickern zu 
vergeben. Sie nehmen Niederlagen mitunter stoisch hin, sie sind 
leidensfähig, sie kommen wieder. So wie die Bayern, die ihrer CSU in 
der Vergangenheit reichlich Rückschläge und Affären verziehen haben -
weil ihr Land trotz alledem immer blendend dastand. Daran hat sich in
den vergangenen Monaten, seit dem Rückzug von Ministerpräsident 
Edmund Stoiber, zwar wenig geändert. Wohl aber an der Taktung der 
Krisen, Rückschläge und Affären. Und so ereignen sich geradezu 
sensationelle Dinge in Bayern: Die Menschen wenden sich ab von ihrer 
CSU - und das in Scharen. Bei der Landtagswahl 2003 kamen die 
Christsozialen noch auf gut 60 Prozent der Stimmen. Seitdem ging es 
fast zehn Prozent abwärts.
Es soll CSU-Funktionäre geben, die diesen Absturz mit der 
Bemerkung beiseite wischen, dass 51 Prozent noch immer die absolute 
Mehrheit bedeuten. Das ist zwar richtig, aber dieses Selbstvertrauen 
liegt dicht an der Selbstüberschätzung. Das Aus für den Transrapid, 
die teilweise schlechten Ergebnisse bei der jüngsten Kommunalwahl, 
das Gehampel beim Rauchverbot, das Führungschaos unter Parteichef 
Huber und Ministerpräsident Beckstein, und jetzt die 
Milliardenverluste der bayerischen Landesbank, die Gegenstand eines 
Untersuchungsausschusses sein werden: Die CSU hat sich in eine Krise 
hineinlaviert, die mit dem aktuellen Zuneigungsverlust von zehn 
Prozent längst nicht ausgestanden ist. Abgerechnet wird bei der 
Landtagswahl im September. Zocker sollten ernsthaft in Erwägung 
ziehen, auf den Verlust der absoluten Mehrheit für die CSU zu setzen.
Es wird nicht reichen, dass sich der Huber Erwin und der Beckstein 
Günther zusammenraufen und den U-Ausschuss irgendwie überstehen. Das 
Unheil nahm schon unter Stoiber seinen Lauf: Nicht die Stamm-, wohl 
aber reichlich CSU-Spontanwähler wagen eine Neuorientierung, etwa zu 
Gunsten der FDP. Es wird der CSU schwer fallen, diesen Trend bis zum 
September zu stoppen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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