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WAZ: Olympisches Feuer - Fackeln - im Sturm - Leitartikel von Ulrich Schilling-Strack

Essen (ots)

Dreimal erlosch die Olympische Flamme bei ihrem Zug
durch Paris. Dann kam die Kapitulation. Der Lauf wurde abgebrochen. 
Das ist ziemlich einzigartig. Demonstranten und Ordnungshüter 
lieferten sich, wie schon am Tag zuvor in London, stundenlange 
Schlachten. In San Francisco oder Buenos Aires, den nächsten 
Stationen der weltumspannenden Tour, bereitet man sich besorgt auf 
Großeinsätze vor. Und auf den Gipfelsturm in Tibet, zuvor als 
Höhepunkt geplant, darf man nun wirklich gespannt sein. Die Fackel 
des Friedens, wie sie vom IOC gern genannt wird, wird von einer 
Parade des Protests transportiert.
Das Internationale Olympische Komitee hat dennoch allen 
Forderungen nach einem Boykott der Spiele noch einmal eine Absage 
erteilt. Während in Paris die Flamme verlosch, verteidigte Präsident 
Jacques Rogge ausdrücklich China als Austragungsort. Man bedauere 
diese weise Entscheidung nicht.
Zweifel sollten erlaubt sein. Zum einen, ob diese Entscheidung 
wirklich weise war. Und auch das Bedauern lässt sich immer deutlicher
ablesen aus den Reaktionen auf eine Entwicklung, die Peking und IOC 
zunehmend aus den Händen gleitet.
Sichtlich beeindruckt von den massiven Protesten, übt sich die 
olympische Funktionärsriege in einer neuen Disziplin: dem Eiertanz. 
Man will das Spektakel retten, aber gleichzeitig demokratische 
Spielregeln nicht völlig außer Kraft setzen. Thomas Bach, Chef des 
Deutschen Olympischen Sportbunds und IOC-Vize mit Hoffnungen auf den 
Chefsessel, ist also gegen eine generelle Absage, würde aber gern den
"mündigen Athleten" vor Ort sehen.
Der hat es nicht leicht. Darf zwar laufen und springen, muss sich
laut Olmpischer Charta aber jeder politischen Meinungsäußerung 
enthalten. Jeder Regelbruch, so betonte das IOC noch einmal am 
Montag, werde Sanktionen nach sich ziehen.
Daraus spricht einmal mehr der Versuch, Sport und Politik zu 
trennen. Das ist pure Heuchelei, im besten Fall naiv, historisch 
längst widerlegt. Peking hat sich nicht um Olympia beworben, um 
Ping-Pong zu spielen. Man will sich als Weltmacht präsentieren. Der 
Fackellauf ist auch kein antikes Gut, sondern eine Erfindung der 
Nazis. Erstmals in Marsch gesetzt im Jahr 1936, ersonnen von Hitlers 
Propagandaminister Joseph Goebbels. Schon damals gab es übrigens 
massive Proteste gegen eine Flamme, die auch diesmal nicht den 
Frieden bringt. Sondern Macht demonstrieren soll.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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