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WAZ: Zur Erinnerung an Solingen - Schleichendes Gift. Kommentar von Rolf Potthoff
Essen (ots)
Staatsministerin Böhmer hat Recht, wenn sie zum 15. Jahrestag des Mordanschlags von Solingen sagt, die Verbrechen von Solingen und Mölln seien Teil unserer kollektiven Erinnerung. Acht türkische Mädchen und Frauen starben 1993 dort durch Rechtsradikale. Diese Morde lassen sich nicht verdrängen. Wir alle, Einheimische und Migranten, können froh sein, dass es seither nicht zu weiteren Exzessen gekommen ist. Die Gefahr bestand in jedem Jahr. Sie besteht noch heute. Denn der Hass der Extremisten kennt weder Einsicht noch Reue. Die "relative Ruhe" muss eher zu größter Aufmerksamkeit veranlassen. Erstens gibt es rechtsradikale Übergriffe zuhauf. Zweitens haben die extremistischen Schreibtischtäter die Methode gewechselt: Rechtsradikale treten als helfende, "gute Nachbarn" auf, sind an Schulen und Universitäten mit (teils äußerst subtiler) Propaganda präsent und bemühen sich, Bürgerinitiativen zu unterwandern. Ihr Ziel: Antidemokratische Ideologie und Fremdenhass eintröpfeln zu lassen wie ein schleichendes Gift - und das ist der Boden, aus dem Mordanschläge wachsen.
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