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WAZ: SPD stürzt auf neuen Tiefpunkt - Leiden unter dem Jo-Jo-Effekt - Leitartikel von Norbert Robers

Essen (ots)

Die Wissenschaft kennt ein faszinierendes Phänomen -
den Jo-Jo-Effekt. Dabei handelt es sich um eine Gesetzmäßigkeit, 
derzufolge sich ein abwärts gerichteter Trend an seinem Tiefpunkt 
verselbständigt. Nicht zu verwechseln mit dem Jo-Jo-Spiel, bei dem 
das Spielgerät auch immer wieder hochsaust. Mit anderen Worten: Am 
Boden liegend, fällt es sehr schwer, wieder aufzustehen. In diesen 
Momenten bedarf es vor allem Entschlossenheit, Energie und 
Zielstrebigkeit. Allesamt Eigenschaften, die der SPD derzeit fehlen. 
Die Sozialdemokraten leiden an ihrem inneren Jo-Jo-Effekt.
Ein Tiefpunkt löst den nächsten ab. Mag sein, dass die 
Umfragezahlen nur eine Momentaufnahme bieten. Aber die Tiefschläge 
beginnen zu wirken. Die Genossen sind nicht nur nervös, die Nerven 
liegen blank. Zumal sie beißenden Spott ertragen müssen. Die SPD habe
das "Projekt 18" der FDP übernommen, lästern die Gegner - nur von der
anderen Prozent-Seite. Aber es kommt noch ärger: Mittlerweile 
kursieren die ersten Nachrufe auf die SPD, die sich täglich ein Stück
weiter von ihrem Anspruch entfernt, eine Volkspartei zu sein.
Es wäre zu einfach, bei der Suche nach den Gründen des Verfalls 
allein auf die quälenden Flügelkämpfe zu verweisen. Jede Partei hat 
ihre Profilneurotiker und Heckenschützen. Die Geschichte der 
Sozialdemokratie ist gespickt mit Querschüssen - die Genossen wussten
immer schon mit "friendly fire" umzugehen.
Weit gravierender wiegt die Tatsache, dass die SPD keine 
Arbeiterpartei mehr ist. Der Verlust der Basis lässt sich bestens in 
NRW studieren. Gehörte es an Rhein und Ruhr noch vor 20 Jahren zum 
guten Ton, die SPD zu wählen, wenden sich immer mehr Malocher und 
Handwerker ab. Die meisten von ihnen haben den Strukturwandel im 
Ruhrgebiet gemeistert - die SPD ist daran gescheitert. Jetzt gibt die
Partei die Losung aus, nicht an den Rändern fischen zu wollen, 
sondern die Breite des Spielfelds nutzen zu wollen. Es passt ins Bild
der richtungslosen Jo-Jo-SPD, dass es mehrere Studien gibt, die 
belegen, dass eben diese Mitte der Gesellschaft schrumpft.
Und was macht Parteichef Beck? Er klammert, er windet und opfert 
sich, er ist bemüht. Mehr nicht. Ein Barack Beck, ein Charismatiker, 
der wie in den USA die Sehnsucht der Menschen nach Veränderung 
perfekt zu nutzen weiß, das wär's! Der ist jedoch nicht in Sicht. Nur
deswegen darf der Chef bleiben. Beck muss weg? Von dieser Forderung 
ist die SPD nur noch wenige Prozentpunkte entfernt.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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