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WAZ: Nach der Landtagswahl in Bayern - Das Ende der Monarchie. Leitartikel von Norbert Robers

Essen (ots)

So sind sie, die Bayern: ehrlich, direkt und oft
erfrischend. So wie gestern, als sie sich dazu entschlossen, der 46 
Jahre währenden Monarchie der Christsozialen ein Ende zu bereiten. 
Der Nimbus der CSU ist Geschichte: Für die Wahlsieger ist es eine 
Riesengaudi, für die Verlierer eine Riesenwatschn. Und das an 
Stoibers Geburtstag - dem 60-Prozent-Wahlsieger von 2003, den seine 
Nachfolger vom Hof jagten.
Ganz egal, wer sich in den kommenden Wochen mit wem zusammenrauft
- in Bayern wird vorerst (politisch) nichts mehr so sein, wie es mal 
war. Dass es eines Koalitionspartners bedarf, der Forderungen oder 
gar Bedingungen stellt - all das kannten die bayerischen 
CSU-Funktionäre und -Anhänger bislang nur aus dem Fernsehen. Die 
Wähler haben ein innerbayerisches Naturgesetz außer Kraft gesetzt. 
Die Gründe: ein charismaloses Führungsduo, ein stetig schwindender 
Einfluss in Berlin, der vor allem mit dem Abblitzen bei der Forderung
nach der alten Pendlerpauschale offenkundig wurde sowie das 
Doppel-Debakel rund um die Landesbank und den Transrapid. Die Folge 
war ein Maß an Wut und Ärger, von dem die Freien Wähler und die FDP 
als die beiden anderen bürgerlichen Parteien profitiert haben. Vor 
allem die Freien Wähler sind die Protest-Gewinner - sie sind das 
bayerische Funktions-Pendant zur Linkspartei im Osten Deutschlands.
Das Ergebnis beschert einerseits einige Gewissheiten und löst 
andererseits reichlich Spekulationen aus. Zu den Gewissheiten zählt, 
dass die FDP als künftiger Mitregierer der CSU ein Maximum an Posten 
und Positionen abverlangen kann und wird. Die Liberalen wissen, dass 
die Freien Wähler für die CSU keine Alternative als Koalitionär sind.
Als sicher darf auch gelten, dass es personelle Konsequenzen geben 
wird. Die CSU wird ein Bauernopfer präsentieren müssen. Der Rest ist 
Spekulation. Bundesminister Seehofer steht jedenfalls für eine 
Rückkehr nach München Gewehr bei Fuß.
Und was bedeutet der Bayern-Tag für Berlin? Dass sich erstens das
Verhältnis der CSU zur Schwesterpartei CDU nicht verbessert und die 
Union insgesamt Schaden genommen hat. Die Christsozialen nehmen es 
der Kanzlerin persönlich übel, dass sie ihr populistisches 
Wahlgeschenke-Programm "Mehr Netto für alle" zurückwies. Dass sich 
zweitens der Wechsel an der SPD-Spitze (noch) nicht ausgezahlt hat - 
es gab keinen "Münte-Meier-Effekt". Dass sich drittens 
Bundespräsident Köhler seinem Ziel einer Wiederwahl etwas sicherer 
sein kann: Die Verluste blieben im Köhler-freundlichen, bürgerlichen 
Lager.

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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