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WAZ: Zum Gipfel heute im Kanzleramt - Adam Opel, Angela Merkel und das Geld. Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Die Opelaner, Management und Betriebsrat in schöner
Eintracht, rufen die Bundesregierung um Hilfe. Und sie haben Recht: 
Es kann nicht sein, dass ein hoch profitables Auto-Werk in 
Deutschland gegen die Wand fährt, weil das Management des 
Mutterkonzerns von GM versagt hat.
Angela Merkel, Roland Koch und Jürgen Rüttgers sind als 
Krisenmanager unterwegs. Und sie haben Recht. Aus demselben Grund. 
Nur müssen sie höllisch aufpassen: Eigentlich verbietet europäisches 
Recht Beihilfen für notleidende Branchen. Und dann muss alles getan 
werden, damit nicht deutsches Steuergeld in kaum noch 
sanierungsfähige US-Betriebe fließt. Einfach wird beides nicht 
werden.
Es gehört zu den Paradoxien der Wirtschaftsgeschichte, dass 
ausgerechnet in diesen Zeiten der immer enger werdenden 
wirtschaftlichen Verflechtung weltweit plötzlich quasi die 
Re-Nationalisierung eines Unternehmens wie der goldene Weg erscheint.
Opel Europa steht gut da, eine Trennung von den Amerikanern würde 
auch die Werke in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach samt deren 
Zulieferer sichern. Darüber zu verhandeln, wird nicht nur Aufgabe des
Managements sein, auch hier können Merkel und Co. aktiv werden. 
Allerdings mit halbwegs Aussicht auf Erfolg erst dann, wenn Ende 
Januar Barack Obama mit seiner neuen Mannschaft das Weiße Haus 
übernimmt.
Ins Grübeln gerät man wegen des Zusammenhangs zwischen der 
Banken- und der Autokrise. Opel bekommt keine Kredite mehr. Weshalb: 
Weil Banken und Versicherer nicht mehr dafür gerade stehen. Bange 
Frage also: Funktioniert der mit unendlich viel Geld aufgespannte 
Sicherungsschirm über den Kreditgebern nicht? Und falls ja: Was muss 
geschehen, um an dieser, der vielleicht empfindlichsten Stelle, 
nachzubessern? Müssen wir am Ende doch den Weg der USA gehen, die die
Banken verpflichteten, Staatsgarantien auch anzunehmen?
Denn schließlich: Das Schlimmste, was nun passieren kann, ist ein
Kollaps der so genannten Real-Wirtschaft. Der steht zu befürchten, 
wenn die Unternehmen keine Kredite mehr bekommen. Das wiederum hängt 
davon ab, dass sich die Banken endlich wieder untereinander trauen. 
Davon sind wir allerdings noch ein Stück weit entfernt. Die Staats- 
und Regierungschefs von 20 Ländern haben begonnen, Spielregeln für 
solide Finanzmärkte der Zukunft zu schaffen. Das macht Mut. Aber es 
ist erst ein Anfang. Bis zur Lösung ist es noch ein weiter Weg.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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