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WAZ: Studentenproteste - Die Jugend von heute - Leitartikel von Christopher Onkelbach

Essen (ots)

Angepasst, gleichgültig, konzeptlos, beliebig,
unpolitisch, visionenfrei - so sind die Studenten von heute. Dieses 
düstere Bild der jungen Generation zeichnete jüngst eine Studie der 
Universität Konstanz, die 9000 junge Menschen nach ihren 
Einstellungen befragte. Da heulten die Älteren in ihren Ohrensesseln 
auf und verwiesen auf ihre eigene als wild erinnerte Jugend: Der 
heutigen Generation gehe es ja nur noch darum, sich in den Zeiten der
summierten Krisen - Klima, Finanzwelt, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, 
Globalisierung - irgendwie durchzuschlagen und einen Wohlstandszipfel
zu erhaschen.
Dabei wird übersehen, dass die Kosten all dieser Krisen allein 
der gescholtenen Generation aufgebürdet werden. Zugleich wird im 
Bildungsbereich seit Jahren an der Jugend sträflich gespart. Immer 
wieder wurde sie vertröstet, der Ausbau der Hochschulen verschoben, 
Lehrerstellen gestrichen, Finanzen gekürzt. Dem Bildungssektor fehlen
Milliarden. Selten blickte eine Generation in eine unsicherere 
Zukunft.
Was aber werden die jungen Menschen machen, wenn sie trotz aller 
Anstrengungen keinen soliden Platz in der Gesellschaft, im 
Arbeitsleben finden? Wenn die Pläne von Beruf, Ehe und Kindern in 
weite Ferne rücken, weil sich Praktikum an Praktikum reiht und 
Arbeitsverträge befristet sind? Derzeit noch stören diese jungen 
Unzufriedenen die Abläufe wenig, denn sie arrangieren sich, suchen 
ihr Glück im Privaten. Doch das ist eine instabile Situation. Eine 
Generation, die sich im Stich gelassen fühlt, könnte am Ende die 
Gesellschaft im Stich lassen und sich weigern, eine gestalterische 
Rolle darin zu übernehmen. Schon heute bleiben aus der Gruppe der 18-
bis 35-Jährigen besonders viele der Wahlurne fern.
Und jetzt gehen sie tatsächlich auf die Straße - welchen besseren
Grund als die Bildung kann es dafür geben? Und dann ist es wieder 
nicht richtig. Ministerinnen erheben mahnend ihre Zeigefinger und 
sagen: Demonstrieren in der Unterrichtszeit, das geht aber nicht. 
Außerdem sei der Protest von gestern, denn hinter die europäische 
Bildungsreform gebe es kein Zurück, sagt Annette Schavan. Mit anderen
Worten: Alles schon entschieden, da hätten sie eben früher kommen 
müssen. Das Engagement der jungen Menschen wird mütterlich anerkannt,
denn engagieren sollen sie sich ja. Aber anständig, brav - und nach 
Schulschluss. Dass solcherlei "Verständnis" die Politikverdrossenheit
der jungen Leute weiter befördern könnte, wird offensichtlich nicht 
verstanden.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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