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WAZ: Einmischung ist Pflicht. Kommentar von Reinhard Schüssler

Essen (ots)

Um das Ausmaß des Skandals zu begreifen, ist ein
Vergleich hilfreich: Deutschland zieht seine Fußballmannschaft von 
der WM in Südafrika zurück, weil ein Anschlag auf den Mannschaftsbus 
unmittelbar vor Turnierbeginn zwei Todesopfer forderte - und wird 
dafür vom Weltverband für die nächsten zwei Weltmeisterschaften 
gesperrt. Man benötigt nicht viel Fantasie, um sich das Echo hier zu 
Lande vorzustellen.
Das ganze Szenario freilich wäre bis zum Wochenende unvorstellbar 
gewesen. Doch dann schloss die afrikanische Fußball-Föderation Togo 
von den beiden kommenden Kontinental-Turnieren aus, weil die  
Regierung ihr Fußball-Team nach dem Anschlag im Vorfeld des gestern 
zu Ende gegangenen Afrika-Cups nach Hause beordert hatte.
Die Empörung bei Togos Spielern, die mit ansehen mussten, wie zwei
ihrer Landsleute im Kugelhagel starben, ist mehr als verständlich. 
"Als wir nach Hause gefahren sind, um drei Tage zu trauern, haben sie
uns gesagt, sie seien in Gedanken bei uns, und nun bestrafen sie 
uns", reagierte Nationalspieler Thomas Dossevi fassungslos.
Gut vier Monate vor Beginn der Fußball-WM in Südafrika wirft das 
instinktlose Verhalten des afrikanischen Verbandes einen neuerlichen 
Schatten auf die eh problembeladene Veranstaltung. Die Begründung 
wirkt angesichts  des Auslösers der togolesischen Abreise geradezu 
zynisch:  Es habe sich um eine "nicht erlaubte Einmischung der 
togolesischen Regierung" gehandelt, die einen "Eingriff in die 
Hoheitsrechte der Föderation" darstellte und damit nicht dem 
Reglement entspräche ...
Apropos Einmischung: DFB-Präsident Theo Zwanziger mochte zwar "die
Betroffenheit  der togolesischen Sportler absolut nachvollziehen", 
betonte aber gleichzeitig, dass es sich verbiete, die Entscheidung 
des afrikanischen Verbandes zu kommentieren.
Das Gegenteil ist richtig. In einem Fall von derartiger Tragweite 
ist eine Einmischung anderer Nationen und Verbände nicht nur 
wünschenswert, sondern Pflicht!

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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