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WAZ: Was Hoeneß nicht sagt . . . Kommentar von Reinhard Schüssler
Essen (ots)
Die Nationalmannschaft, hat Franz Beckenbauer unlängst noch einmal klar gestellt, gehört uns allen. Was er damit sagen wollte: Wenn "wir", also das Fußball-Volk, Kevin Kuranyi in der DFB-Auswahl sehen wollen, habe Joachim Löw sich gefälligst daran zu halten. Das Dumme daran ist nur: Volkes Meinung ändert sich gerade im Fußball nahezu täglich, die des Kaisers gelegentlich sogar stündlich.
Insofern ist jeder Bundestrainer gut beraten, nicht allen öffentlichen Einflüsterern reflexartig nachzugeben. Den Kopf hinhalten muss schließlich am Ende keiner der Millionen Ratgeber (treffender: Besserwisser), sondern er ganz allein.
Wie schwer es ein Bundestrainer in einem ausgewiesenen Fußball-Land hat, zeigt sich auch daran, dass er nicht einmal Leuten über den Weg trauen darf, die ihm öffentlich zur Seite springen - wie aktuell Uli Hoeneß.
"Ich verstehe vollkommen, dass er sich nicht von den Medien vorschreiben lässt, wann er was zu entscheiden hat", kommentierte der Bayern-Präsident Löws Haltung in der Diskussion um eine etwaige "Begnadigung" des aus dem Nationalteam verbannten Schalker Torjägers.
Bravo! Was Hoeneß nicht sagt: Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn nicht die Medien, sondern die Bayern wahlweise Funktionären, Trainern oder Schiedsrichtern im deutschen Fußball vorschreiben wollen, was sie zu tun haben. Noch in frischer Erinnerung ist die peinliche Aufforderung an die Deutsche Fußball-Liga, Schalke wegen des Rasens in der Arena zu belangen.
Nebenbei: Angenommen, statt Kevin Kuranyi wäre seinerzeit Mario Gomez aus der Nationalmannschaft geflogen und würde inzwischen ein Tor nach dem anderen schießen -- wie würde Uli Hoeneß wohl dann reagieren? Eben. Und was sagt uns das?
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