Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Debatte um die Integration - Das Abendland geht nicht unter - Leitartikel von Christopher Onkelbach

Essen (ots)

Vier Millionen Muslime leben in Deutschland, und sie werden auf Dauer hier bleiben. Sie beten in tausenden Moscheen, besuchen die Schulen und Universitäten. Der Islam ist damit faktisch Teil der deutschen Gesellschaft. Dies auszusprechen, wie es Bundespräsident Christian Wulff in seiner so heftig diskutierten Rede tat, ist also eine Binsenweisheit. Man sollte Wulff wörtlich nehmen. Denn wer nun den Koran gegen die christlich-jüdische Kultur ausspielen will und die Scharia gegen die Demokratie, missversteht Wulffs Anliegen nicht nur absichtlich, er schürt überdies Ängste vor einer vermeintlichen kulturellen Bedrohung. Das Aufheulen der Kritiker ist ein Stück weit selbstentlarvend, denn es zeigt, an welchem Stand der Integrations-Debatte sie sich befinden: ganz am Anfang. Offensichtlich geht es ihnen nicht um die Fakten, nicht um Wulffs Wortlaut, sondern um Abgrenzung. Der Islam soll nicht Teil der abendländischen Kultur sein dürfen. Das ist nicht nur historisch falsch, wenn man den wertvollen Beitrag islamischen Wissens für die europäische Kultur betrachtet, sondern übersieht auch die Chance, die ein kultureller Beitrag für die Zukunft bieten kann. Ob dieser wächst und fruchtbar wird, liegt auch an Deutschland. Genau dies hat Wulff erkannt und ausgesprochen: "Die Zukunft, davon bin ich felsenfest überzeugt, gehört den Nationen, die offen sind für kulturelle Vielfalt, für neue Ideen." Wie Recht er damit hat, lässt sich an jeder Spitzenuniversität, jedem internationalen Management-Team und jeder Fußballmannschaft beobachten. Doch Wulff hat, und das geht in dem Krach unter, nicht nur in rührender Art den Muslimen die Hand ausgestreckt. Er hat auch gefordert: "Es ist Konsens, dass man Deutsch lernen muss, wenn man hier lebt. Es ist Konsens, dass in Deutschland deutsches Recht und Gesetz zu gelten haben." Und weiter: "Wir brauchen viel mehr Konsequenz bei der Durchsetzung von Regeln und Pflichten." Darauf werden sich auch Wulffs Kritiker einigen können. Er heißt also jene Muslime willkommen, die unsere Sprache, unsere Rechtsauffassung und unsere Demokratie nicht nur akzeptieren, sondern auch leben. Wer dies nicht kann oder will, ist eben nicht willkommen. Die christlich-jüdisch-abendländische Kultur und Tradition, beruhend auf der Aufklärung, der Trennung von Staat und Religion und einer zukunftsorientierten Wissenschaft, steht nicht zur Disposition. Und man sollte noch einmal an den Anlass der Rede erinnern: "Wir feiern heute, was wir vor 20 Jahren erreicht haben: Einigkeit und Recht und Freiheit." Dahinter gibt es kein Zurück.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 07.10.2010 – 18:36

    WAZ: Eurovision Song Contest - Beste Werbung - Kommentar von Frank Preuß

    Essen (ots) - Es gibt weiß Gott wichtigere Dinge als den Eurovision Song Contest. Aber man kann zu ihm stehen, wie man will, egal wie prickelnd oder gruselig, wie wichtig oder überflüssig man so ein Spektakel findet: Die Stadt, die den Zuschlag bekommt, darf sich glücklich schätzen. Man muss viel Geld in die Hand nehmen und sich mit ungezählten Zugeständnissen ...

  • 07.10.2010 – 18:33

    WAZ: Dagegen kommt Merkel nicht an - Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

    Essen (ots) - Michelle Obama hat es geschafft. Sie steht ganz oben auf der Machtskala der Forbes-Frauenliste; innerhalb eines Jahres verwies die First Lady weibliche Größen aus Politik, Wirtschaft und Medien in ihre Schranken - und damit Frauen mit wesentlich mehr Entscheidungsgewalt und Geld. Die Juristin mit Harvard-Abschluss und Lebenserfahrung in den sozialen ...

  • 07.10.2010 – 17:47

    WAZ: Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf

    Essen (ots) - Der "Eurovision Song Contest 2011" und damit auch Lena Meyer-Landrut kommen nach Düsseldorf. Das erfuhren die Zeitungen der WAZ-Gruppe (Freitagausgabe) aus ARD-Kreisen. Das Finale des internationalen Medienspektakels wird am 14. Mai 2011 in der Esprit-Arena ausgetragen, die beiden Halbfinals sind für den 10. und 12. Mai geplant. Bereits am Mittwoch hatte die Deutsche Fußball Liga den Weg freigemacht: ...