Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Helfen, aber langfristig - Kommentar von Gregor Boldt
Essen (ots)
Von ausländischen Mächten unterstützte Freiheitskämpfer vertreiben das Böse und besiegen zugleich einen Feind des Westens. Kaum ist der vertrieben, ziehen sich die Helfer zurück. Die mit modernsten Waffen hochgerüsteten Kämpfer aus vielen Stämmen bleiben auf sich gestellt. Die Folge: ein blutiger und jahrelanger Bürgerkrieg, der das Land nahezu unregierbar gemacht hat. Dies könnte die Zukunft Libyens sein - es ist die Gegenwart Afghanistans. Für den Fehler, den die Amerikaner 1989 nach dem Abzug der Sowjetunion begangen haben, zahlen Afghanen, aber auch der Rest der Welt über 20 Jahre danach noch einen hohen Preis. Viel spricht dafür, dass der Westen diesen Fehler in Libyen nicht wiederholt. Europa und die USA wollen vorerst keine als Besatzer empfundenen Soldaten schicken, sondern wirtschaftlichen und demokratischen Aufbau leisten. Unternehmen und politische Stiftungen stehen bereits in den Startlöchern. Geduld ist gefragt. Entscheidend ist, dass die Libyer die Demokratie nicht aufgedrückt bekommen. Alle Stämme des Landes müssen mit der nötigen Zeit an der Bildung des neuen Staates beteiligt werden. Wenn sie das auch wollen, kann die Wüste erblühen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell