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WAZ: Fischers Aussage live im TV: Mit Unbehagen - Leitartikel von Angela Gareis

Essen (ots)

Wenn der Zeuge Joseph Fischer am 25. April vor den
Visa- Untersuchungsausschuss tritt, werden Politiker aller Parteien
das mediale Großereignis mit einem gewissen Unbehagen verfolgen. Denn
die Argumente für und gegen die erste Fernsehübertragung in einem
solchen Ausschuss sind vielfältig. Das größte Unbehagen dürfte der
Außenminister verspüren, doch Mitleid ist nicht geboten. Er selbst
hat dem Vorschlag der SPD unter dem Druck des Wahlkampfs in NRW
zugestimmt und hofft, mit einer guten Darbietung Wähler zu
beeindrucken. Fischers Chance bedeutet das Risiko der Opposition und
umgekehrt. Stammelt der Außenminister herum, stärkt er seine Gegner.
Dass ein Untersuchungsausschuss ein politisches Kampfinstrument ist,
gilt längst als selbstverständlich. Im Licht der Kameras aber rückt
die langwierige Aufklärungsarbeit mittels Fakten in den Schatten. Die
Frage „Wie war ich?” dominiert einmal mehr in der Mediengesellschaft.
Nun könnte man sagen, dass es im Fall Fischer tatsächlich weniger um
den Aktenvermerk oder Geheimbrief geht, der den Beweis für die Schuld
am Visa-Missbrauch erbringen könnte. Ein derartiger Beweis dürfte
vermutlich kaum aufzutreiben sein. Es geht also mehr um eine
Einschätzung von Fischers Glaubwürdigkeit. Und warum sollte die
Öffentlichkeit sich nicht über das Fernsehen beteiligen können? Nicht
ohne Grund bietet das Gesetz diese Möglichkeit an. Aber, und hier
steigt wieder Unbehagen auf, kann der inszenierte Auftritt Fischers
wirklich eine verlässlichere Einschätzung ermöglichen als die
öffentliche Arbeit des Außenministers? Die Gefahr besteht, dass die
Übertragung zum Spektakel gerät, bei dem Politiker und Journalisten
Noten für Rhetorik und Haltung verteilen. Eventuell aber wird das
Medienereignis auch einfach nur gewaltig langweilig, gerade weil alle
Beteiligten die Erwartungen bis zum 25. April noch auf eine gewaltige
Fallhöhe steigern werden.

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