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WAZ: Der Fall "Idomeneo": Kunst und Freiheit - Kommentar von Gudrun Norbisrath

Essen (ots)

Sie war schon sehr merkwürdig, die Kontroverse um
die Berliner "Idomeneo". Politiker, von denen man es am wenigsten 
erwartet hätte, riefen laut nach der Freiheit der Kunst. Eine 
Intendantin, die eine Warnung der Polizei ernst nahm, sah sich dem 
Vorwurf der Feigheit ausgesetzt. Und die christlichen Kirchen 
empörten sich mit bemerkenswerter Verspätung. Immerhin wird auf der 
Bühne auch Jesus enthauptet.
 Und, darf Kunst das? Natürlich: solange es nicht um reine 
Provokation geht. Die Kunst muss frei sein; freier als der Mensch 
aber darf sie nicht sein. Deshalb hatte die Intendantin Recht, die 
Oper zunächst abzusagen. Den beredten Politikern ging es aber gar 
nicht um die Kunst, sondern um die Demonstration: Nicht einknicken! 
Zähne gezeigt und nicht gewichen! Da wurde die Kunst unerfreulich 
instrumentalisiert.
 Wir leben in einer Gesellschaft, in der die kritische Darstellung 
von Religion kein Tabu bricht. Das ist gut so. Reflektierende Distanz
ist besser als blinder Gehorsam. So ist auch Neuenfels zu verstehen, 
der die alte Geschichte von Idomeneo ins Emanzipatorische wendet. 
Nachdenken ist erlaubt.

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