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WAZ: Kölner Kirchentag ist beendet: Protestantismus in Rhein-Kultur - Leitartikel von Angelika Wölk

Essen (ots)

Lebendig und kräftig und schärfer - so lautete das
Motto des Kirchentags in Köln. Und selten traf ein Motto die 
Stimmung, den gesamten Takt eines Kirchentages wie gerade dieses.
Lebendig war alles an dem Treffen der Protestanten im 
katholischen Köln - die Diskussionen, aber auch die Stimmung in den 
Messehallen und der Innenstadt. Den Stempel hat all dem allerdings 
die rheinische Landeskirche aufgedrückt. Ihre Akzente waren 
unübersehbar. Ihr ist es trefflich gelungen, den Gästen etwas von der
rheinischen Lebensfreude zu vermitteln. Das war Protestantismus in 
Rhein-Kultur.
Kräftiger und schärfer zeigte sich das Profil des 
Protestantismus. Das ist nicht zuletzt dem Ratsvorsitzenden der 
Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, zu verdanken. 
Mit dem Profil tun sich die Protestanten ansonsten schwer. Heftig 
zugesetzt hat ihnen auch noch die Begeisterung für den deutschen 
Papst. Wir sind evangelisch - aus gutem Grund, heißt ihre Antwort 
darauf. Aber "aus gutem Grund" bedeutete dann allzu oft nur, nicht 
katholisch zu sein; in Abgrenzung zur "anderen Seite" - die die 
Einhaltung harter Regeln fordert - es allen recht machen zu wollen, 
selbst um den Preis, den Zeitgeist auch mal besser zu kennen als den 
Heiligen Geist.
Der Protestantismus jedoch, den Huber verkörpert, ist 
Streit-fähig im besten Sinne. In der Auseinandersetzung mit den 
Muslimen beharrt er darauf, strittige Fragen zu klären, Position zu 
beziehen. Dialog um des Dialoges willen führt er nicht. Das sind neue
Töne. Und man wird gespannt sein, wie die Synode mit der klaren 
Meinungsführerschaft des Ratsvorsitzenden umgeht.
Die Kirchentags-Besucher übrigens haben Huber regelrecht 
gefeiert. Auch das ist neu in einer Kirche, die den "Personenkult" 
ansonsten eher kühl bewertet.
Die Ökumene hat der Kirchentag nicht vorangebracht. Aber das 
liegt nicht am Kirchentag, der Ball liegt in Rom. In Köln wurde 
allerdings wieder klar, wie sehr die Menschen sich nach Annäherung 
sehnen. Mehr als 5000 Protestanten sind der - bemerkenswerten - 
Einladung von Kardinal Meisner zum ökumenischen Gottesdienst mit 
Präses Schneider im Dom gefolgt. Das sind deutliche Signale, Rom 
sollte sie nicht einfach "aussitzen". Und wenn es in nicht ganz so 
naher Zukunft keine grundsätzlichen Lösungen beim gemeinsamen 
Abendmahl geben sollte, dann sollte Rom zumindest nach praktikablen 
Ausnahmen suchen. Sonst sind irgendwann alle Chancen verpasst.

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