Deutscher Philologenverband e.V.
Weltlehrertag 2006: Philologenverband warnt vor Verharmlosung des Lehrermangels
Berlin (ots)
Anlässlich des Weltlehrertages hat der Deutsche Philologenverband die Politik aufgefordert, das Problem des drastisch wachsenden Lehrermangels in Deutschland ernst zu nehmen und umgehend Gegensteuerungsmaßnahmen zu ergreifen.
Der DPhV-Bundesvorsitzende Heinz-Peter Meidinger übte in diesem Zusammenhang deutliche Kritik an einigen Kultusministern, die offensichtlich versuchten, die gegenwärtige Mangelsituation schönzureden. Er bekräftigte, dass nach Schätzungen seines Verbandes rund 14.000 - 16.000 ausgebildete Lehrer fehlten, deren Stellen entweder gar nicht oder durch nicht ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal besetzt worden seien. Inzwischen habe sich der Lehrermangel in den westlichen Bundesländern auf fast alle Schularten und in manchen Bundesländern auch auf die meisten Fächerverbindungen ausgeweitet. Beispielsweise seien in Bayern außer in den Fächern Kunst und Musik kaum noch Gymnasiallehrer auf dem Arbeitsmarkt verfügbar, während es dort vor 5 Jahren noch 3.000 Wartelistenbewerber gegeben habe.
"Tatsache ist, dass infolge des Lehrermangels aktuell kein einziges Bundesland mehr über eine auch nur annähernd ausreichende Krankheitsreserve an ausgebildeten Lehrkräften verfügt. Aus diesem Grund ist die Zahl der nicht lehrplangemäß gehaltenen Stunden deutlich angestiegen. Bloße Beaufsichtigung ist kein Unterricht", sagte Meidinger. Wie angesichts dieser Situation einige Kultusministerien behaupten könnten, es gebe keine Engpässe, sei ihm rätselhaft. Der DPhV-Vorsitzende erinnerte daran, dass sogar die von der Kultusministerkonferenz (KMK) selbst in Auftrag gegebene Lehrerbedarfsstudie für den Zeitraum von 2003 bis 2015 von einem bundesweiten Fehlbedarf von 75.000 Lehrerstellen ausgehe.
"Man kann den Lehrerverbänden jetzt nicht Panikmache vorwerfen, nur weil diese den von der KMK selbst prognostizierten Mangel kritisieren", so Meidinger. Er erneuerte die Forderung seines Verbandes, einerseits durch Nachqualifizierung von Seiteneinsteigern den Unterrichtsausfall kurzfristig zu mindern, andererseits aber mittel- und langfristig durch bessere Arbeitsbedingungen und mehr gesellschaftliche Rückendeckung den Lehrberuf in Deutschland attraktiver zu gestalten.
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