Zur Demo "Vorratsdatenspeicherung" am 22.9.07 in Berlin
Ihre Krankheitsakte: Im Internet für jeden sichtbar
Erkrath (ots)
"Ihre Krankheiten - für jeden sichtbar" - das symbolisiert ein gläserner Wagen, mit dem sich die "Freie Ärzteschaft" am Samstag an der zentralen Kundgebung gegen den Überwachungsstaat in Berlin beteiligt. "Kommt die elektronische Gesundheitskarte, ist es vorbei mit der Intimsphäre. Es wird nicht lange dauern, bis Arbeitgeber und Krankenkassen Zugriff auf Krankheitsdaten erhalten"; warnt Martin Grauduszus, Präsident der FÄ und einer der Redner auf der Kundgebung: "Die einen werden potentiell kranke Menschen nicht mehr einstellen und die anderen werden Kranke aussortieren und nicht versichern, um Geld zu sparen".
Die Einführung der Gesundheitskarte bietet keinen medizinischen Vorteil, sagt Grauduszus. Die vermeintlichen Vorteile der Karte entpuppen sich bei näherer Betrachtung als inhaltsleere Marketingversprechungen einer Industrie mit Interesse an Milliardengewinnen - so hatte die FÄ Bundeskanzlerin Angela Merkel schon in einem offenen Brief gewarnt. Mit der "Gesundheitskarte" werde eine Struktur geschaffen, die ausschließlich den Verwaltern von Daten nutze.
Gleichzeitig entstehe eine bundesweit einzigartige, zwangsweise Datensammlung. Eine zentrale Verarbeitung intimer Daten durch Institutionen wie Kassen, Arbeitgeber oder Versicherungen sei aber gar nicht nötig. "Das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis wird dadurch untergraben", warnt Grauduszus. "Die Informationen über ihren Gesundheitszustand liegen seit Jahrhunderten in der Hoheit der Patienten selber. Sie werden im Zuge ärztlicher Maßnahmen in Treuhand der Ärzte gegeben. Außer von Patienten und deren Ärzte dürfen diese Informationen nirgendwo gespeichert und missbraucht werden", fordert die Freie Ärzteschaft: "Die Menschen wollen keine zentrale Datenverarbeitung intimer Daten".
Das Bundesgesundheitsministerium streue den Menschen Sand in die Augen, sagt Grauduszus. Es täusche bewusst, wenn es behaupte, alle Daten lägen auf der Karte vor: "Das ist technisch gar nicht möglich und auch nicht so geplant. Die Daten liegen auf zentralen Servern der Krankenkassen, der Zugriff erfolgt über das Internet - und die Karte funktioniert dabei nur wie ein Schlüssel, die Daten werden über das Internet gesandt und bieten reichlich Angriffsfläche für unautorisierte Zugriffe", erklärt Grauduszus. " Ärzte und Patienten brauchen diese Karte nicht. Sie beschert Chaos in Klinik und Praxis und schafft Datenschutzprobleme, die nicht zu bewältigen sind", warnt der Allgemeinarzt aus Erkrath.
Die Kassen könnten den Datenpool beliebig nach Risikopatienten und teuren Kranken durchforsten. Dies würde dazu führen, dass Ärzte bald nur noch Anweisungen von Kassenmitarbeitern umsetzen würden. "Wohin das führt, sieht man heute schon: Alle zahlen Beiträge, aber wenn es ernst wird, sitzen immer mehr Menschen ohne ausreichende medizinische Leistungen da", warnt Grauduszus. "Elektronische Verwaltung löst keine medizinischen Probleme - es schafft sie aber, da die Milliarden für die Gesundheitskarte der Patientenversorgung entzogen werden" sagt der Präsident der FÄ. Die freie Ärzteschaft fordert, dem Leben und der Gesundheit der Menschen einen höheren Stellenwert einzuräumen als den Milliardengewinnen einer so genannten Gesundheitsindustrie.
Die Freie Ärzteschaft e.V. ist der derzeit am schnellsten wachsende Verband niedergelassener Ärzte. Er ist Initiator und Motor der Ärzteproteste das Jahres 2006 und fordert ein wirklich zukunftsfähiges neues Gesundheitswesen.
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