"Ärgernis" - Ex-ZDK-Präsidentin äußert Verständnis für Kramp-Karrenbauer und kritisiert Nachfolgerin
Saarbrücken (ots)
Ex-Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) erhält nach ihrem Austritt aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wegen dessen Kritik an der Migrationspolitik der Union Rückendeckung von der früheren Chefin des katholischen Laienverbands. Die Saarländerin Rita Waschbüsch, die dem ZdK elf Jahre, von 1988 bis 1997, vorstand, wirft der jetzigen Chefin Irme Stetter-Karp in der Saarbrücker Zeitung (Donnerstagausgabe) vor, ihre Kritik ohne vorherige sorgfältige Diskussion im Präsidium verbreitet zu haben. "Es war schon ein Ärgernis, dass diese Äußerungen der ZdK-Präsidentin ohne tiefgreifende längere Diskussion kamen", sagte die langjährige Vizepräsidentin des saarländischen Landtags. Für den Rücktritt Kramp-Karrenbauers äußerte Waschbüsch "Verständnis", sie bedaure ihn aber sehr.
Die Beobachtung, dass sich das ZDK in den letzten Jahren eher in eine linke, grüne Richtung bewegt habe, "stimmt zum Teil schon, das ist erkennbar bis ins Präsidium", sagte Waschbüsch. Sie sagte zudem, es wäre "fatal", wenn sich das ZDK "parteipolitisch einfärben" würde. "Das ZDK war immer und ist hoffentlich weiterhin eine katholische Repräsentanz der demokratischen, bürgerlichen Mitte."
Sie teile in der Frage der Abstimmung mit der AfD die Auffassung, "dass die SPD und die Grünen das hätten verhindern können, weil sie in der Sache gar nicht sehr unterschiedlicher Meinung waren. Die SPD hat ganz erfreut und gezielt die CDU ins Messer laufen lassen", sagte Waschbüsch.
Hier der Wortlaut des autorisierten Interviews:
Frau Waschbüsch, haben Sie Verständnis für den Rücktritt von Frau Kramp-Karrenbauer?
WASCHBÜSCH Ich habe zwar Verständnis, bedauere den Rücktritt aber sehr. Frau Kramp-Karrenbauer hat wichtige und sehr gute Arbeit im ZdK geleistet. Es war schon ein Ärgernis, dass diese Äußerungen der ZdK-Präsidentin ohne tiefgreifende längere Diskussion kamen. Das hätte man im Präsidium des ZdK erst einmal sorgfältig ausdiskutieren müssen.
Viele CDU-Mitglieder und auch Politiker haben AKK für den Rücktritt regelrecht gefeiert. Geht im Verhältnis zwischen CDU und engagierten Katholiken gerade etwas in die Brüche?
WASCHBÜSCH Ich hoffe, dass das nicht so ist. Das ZdK ist allerdings kein CDU-Organ, da gab es immer und gibt es auch heute unterschiedliche Meinungen. Wenn die Bundestagswahl vorbei ist, wird sich einiges auch wieder beruhigen. Es hat teilweise ja auch mit handelnden Personen im Präsidium zu tun, die sich weiter aus dem Fenster gelehnt haben, als es nötig war.
Sie teilen also die Kritik an der Positionierung des ZdK in der Migrationsfrage?
WASCHBÜSCH Ich teile in der Frage der Abstimmung mit der AfD die Auffassung, dass die SPD und die Grünen das hätten verhindern können, weil sie in der Sache gar nicht sehr unterschiedlicher Meinung waren. Die SPD hat ganz erfreut und gezielt die CDU ins Messer laufen lassen.
Katholische Basisverbände, etwa in der Jugendarbeit, haben mit der CDU nicht mehr viel am Hut. Einige von ihnen haben im Saarland zuletzt sogar zu einer Demonstration gegen die CDU aufgerufen. Glauben Sie, dass die Vorgänge im Bundestag der CDU im katholischen Milieu schaden werden?
WASCHBÜSCH Ich glaube, insgesamt nicht. Das war ein Aufbrausen in der Sache, die natürlich emotional beeinflusst hat. Die einen haben gefragt: Was muss denn noch alles passieren, wenn jetzt unsere Kinder im Kindergarten schon gefährlich leben? Die anderen haben gesagt: Ihr verallgemeinert. Nicht die CDU ist schuld an der schlechten Stimmung, sondern dass vorher nicht genügend passiert ist. Es war höchste Zeit, dass ein Signal kommt.
Aus Sicht der CDU hat sich das ZdK politisiert in eine Richtung weg von der CDU, stimmt diese Beobachtung?
WASCHBÜSCH Das ZdK war nie eine parteinahe Organisation. Die katholischen Verbände waren verständlicherweise immer mehr von der CDU geprägt als von Mitgliedern anderer Parteien. Das war aber nie eine Abgrenzung der katholischen Laien, sondern lag am Desinteresse oder sogar der Gegnerschaft anderer politischer Gruppierungen gegenüber der Arbeit der katholischen Laien. In den 60er, 70er und 80er Jahren ist die SPD offener geworden für Kirchen, das hat sich auch im ZdK bemerkbar gemacht.
Die Kritik aus der CDU ist, dass gerade in den letzten Jahren das ZdK sich eher in eine linke, grüne Richtung bewegt hat.
WASCHBÜSCH Das stimmt zum Teil schon, das ist erkennbar bis ins Präsidium.
Könnte der Rückzug von Kramp-Karrenbauer und anderen nicht auch bewirken, dass sich das ZdK künftig noch stärker in eine politische Richtung entwickelt, die Sie nicht gutheißen?
WASCHBÜSCH Das glaube ich nicht. Das ZdK ist ein gewähltes Gremium aus Mitgliedern katholischer Verbände und diözesaner Räte, die natürlich politisch wach sind. Es wäre fatal, wenn es parteipolitisch einfärben würde. Das ZdK war immer und ist hoffentlich weiterhin eine katholische Repräsentanz der demokratischen, bürgerlichen Mitte.
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