Neue OZ: Kommentar zu Italien
Justiz
Sterbehilfe
Osnabrück (ots)
Unwürdiges Gezerre
Als die Komapatientin Eluana Englaro starb, wurde Italiens populärste Patientin längst behandelt, als wäre sie nur ein Objekt. Ihr Schicksal hat das Land gespalten. Befürworter und Gegner der aktiven und passiven Sterbehilfe haben den Fall der 38-Jährigen instrumentalisiert. Überhitzt wurde im ganzen Land die Debatte über den Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen geführt. Das juristische und politische Tauziehen, verknüpft mit einem Streit um Verfassungsfragen, hatte unwürdige Züge angenommen.
Nun ist zu hoffen, dass Italiens Politiker nach Eluana Englaros Tod mit mehr Sachlichkeit die Diskussion über den Schutz und die Würde des Lebens von Menschen mit Behinderungen führen. Beendet ist die Auseinandersetzung darüber jedenfalls noch lange nicht. Zweifelhaft ist auch, ob sich dieses Einzelschicksal verallgemeinern lässt. Und es bleiben Fragen offen. Ist das Leben im Koma tatsächlich ein Leidensweg? Da haben sich auch die Richter widersprüchlich verhalten. Einerseits erklärten sie, der Abbruch der Ernährung habe kein Leiden verursacht. Andererseits ordneten sie im Urteil die Verabreichung von Schmerzmitteln für den Todeskampf an. Beide Aussagen passen nicht zusammen.
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