Neue OZ: Kommentar zu Williamson
Osnabrück (ots)
Verkorkste Erklärung
Richard Williamson widersetzt sich dem Papst. Sonst wäre der Traditionalistenbischof längst der Aufforderung von Benedikt XVI. gefolgt und hätte seine unerträglichen Aussagen zum Holocaust eindeutig widerrufen. Was aber der umstrittene Priester liefert, ist lediglich eine schwammige Entschuldigung, die nichts zurücknimmt. Williamson geht nur auf die verheerende Wirkung ein, die er ausgelöst hat. Verständlicherweise lehnen jüdische Verbände und der Vatikan diese verkorkste Erklärung als nicht ausreichend ab.
Bei allem Wirbel hat die Affäre aber sogar gute Nebenwirkungen. Die erste: Der Papst hat ebenso wie Bischöfe und Laien in Deutschland klargestellt, dass Judenfeindlichkeit keinen Platz in der katholischen Kirche hat. Ein Austritt allein wegen Williamsons Aussagen wäre zu viel der Ehre für jemanden, der sie nicht verdient. Der Mann trägt zwar den Titel eines Bischofs, hat aber in der Kirche nichts zu entscheiden.
Zweite Nebenwirkung: Die sektenartige Priesterbruderschaft St. Pius X., in der Williamson lange eine wichtige Rolle innehatte, entlarvt sich selbst. Immer mehr wird sichtbar, dass führende Antimodernisten nicht nur theologische Extrempositionen beziehen, sondern auch politische.
Wünschenswert wäre noch eine dritte Nebenwirkung: Dass sich die interne Kommunikation und die Führungsstruktur in der Leitung einer Weltkirche endlich bessern. Aber da gehen in Rom die Uhren leider oft anders.
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