Neue OZ: Kultur-Kommentar zu Berlinale
Osnabrück (ots)
Gute und Schlechte
Im Berlinale-Kino ist man sich einig: Shah Rukh Khans furioser Drei-Stunden-Mix aus "Rainman" und "Forrest Gump", aus Romantic Comedy, Melodram und Bollywood-Musical taugt für jede ästhetische Kontroverse - politisch ist er unanstößig. Religionskrieg? Rassenkonflikte? Culture Clash? Alles Geschichte, wenn man nur auf den von Shah Rukh Khan gespielten weisen Narren hört. Denn der hat schon von seiner Mutter gelernt: Hautfarbe, Herkunft und Religion bedeuten nichts. Gute Menschen und schlechte Menschen erkennt man nur an ihren Taten. All das erzählt "My Name is Khan" so herzzerreißend, dass man den Film als hochgradig ungefährlich abhaken möchte.
Und doch gibt es in Indien einen Boykott-Aufruf, der alle Rezensenten widerlegt. Siehe da: Noch der naivste Friedenswunsch kann provozieren. Auch für solche Aha-Effekte ist die Berlinale gut. Das kann auf allen Seiten nur das Bewusstsein schärfen: In Europa verdeutlicht die Wut über die Film gewordene Harmlosigkeit noch einmal fremde Stimmungslagen. Und auch umgekehrt geht eine Botschaft nach Indien. Dem Vorwurf der Provokation jedenfalls kann Shah Rukh Khan zu Hause nun leichter begegnen. Welche Provokation, kann er fragen. In Berlin haben alle nur milde gelächelt.
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