Neue OZ: Kommentar zu Niederlande
Afghanistan
Osnabrück (ots)
Das bosnische Trauma
Anders als in den Niederlanden wird hierzulande gewiss keine Koalition an Afghanistan zerbrechen. Kein Politiker wird sich die Popularität von diesem Militäreinsatz ramponieren lassen. Längst steht das stille Einvernehmen im Bundestag, ihn möglichst bald zu beenden - und nach Ergebnissen nicht zu fragen.
Dass sich die Holländer so viel mehr engagiert haben und nun so leidenschaftlich über ihren Abzug streiten, geht auf ihr Trauma zurück: Srebrenica. Die Preisgabe dieser bosnischen Stadt vor 15 Jahren durch niederländische Truppen und das folgende Massaker an der männlichen Bevölkerung sitzen tief im kollektiven Bewusstsein.
Sollten die Niederländer Afghanistan planmäßig zum Ende des Jahres verlassen, gehen sie erhobenen Hauptes. Der NATO aber hinterlassen sie eine kaum zu schließende Lücke. Denn was die Deutschen als ihre strategische Erfindung verkaufen und die Amerikaner als höhere Einsicht ihrer Generäle, ist das, was die Niederländer in Urusgan vorgemacht haben: beherzt kämpfen und noch beherzter aufbauen. Dass es den Verbündeten gelingt, ihnen das nachzumachen, steht alles andere als fest.
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