Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident
Wulff
Osnabrück (ots)
Ein starkes Signal
Der Machtkampf um das Schloss Bellevue hat ein gutes Ende gefunden: Mit Christian Wulff bekommt Deutschland den bisher jüngsten Bundespräsidenten und zugleich ein Staatsoberhaupt, das über mehr als drei Jahrzehnte politische Erfahrung verfügt und in langen Linien denkt. Eine Familie mit kleinen Kindern im Schloss Bellevue: Auch das ist ein starkes Signal an junge Menschen, für die sich Politik oft nur noch in ätzenden Internet-Blogs erschöpft.
Mit der Entscheidung für Niedersachsens Ministerpräsidenten haben die Vorsitzenden der Regierungsparteien klug gehandelt: Dem ziellosen Horst Köhler, der vom "Bürgerkönig" zum Fahnenflüchtigen abstieg, folgt ein entschlossener, zielstrebiger Mann. In Niedersachsen trat Wulff als einer der ersten Länderchefs mit straffen Sparzielen an, die allerdings die Krise über den Haufen warf.
Für sich selbst entwarf der Jurist schon als Schüler einen ausgefeilten Lebensplan und setzte ihn Schritt um Schritt um. Ziel war die Kanzlerschaft - auch wenn der CDU-Bundesvize dies in leichtfertigen Interviews infrage stellte. Das höchste politische Amt aber ist von Angela Merkel voraussichtlich bis 2013 blockiert. Glückliche Fügung des unglücklichen Köhler-Abgangs: Der Osnabrücker - wie stolz ist seine Heimatstadt! - bekommt das höchste Amt des Staates.
Ursula von der Leyen, der gehätschelte Medienstar, durfte sich nur zwei Tage als "Mutter der Nation" fühlen. Ihr Stern sank wohl auch, weil die Werbeoffensive für die temperamentvolle Ministerin ein paar Umdrehungen zu stark ausfiel. Ausschlaggebend war aber, dass Krisenkanzlerin Merkel in den Schicksaltagen ihrer Regierungszeit nicht auch noch eine Kabinettsumbildung riskieren will. Die Arbeitsministerin ist einer der wenigen Aktivposten in Merkels Rumpel-Kabinett. Wulff dagegen lebt schwarz-gelbe Harmonie in Niedersachsen - und das schon seit sieben Jahren. Dazu schätzen ihn selbst Teile der Opposition. Die Sterne für ihn stehen gut.
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