Neue OZ: Kommentar zu Ägypten
Proteste
Osnabrück (ots)
Geduld erschöpft
Der Funke der Freiheit ist in der arabischen Welt übergesprungen von Tunesien auf Ägypten, und trifft dort auf eine explosive Mischung. Zu lange klebt Präsident Hosni Mubarak an der Macht, während Armut, Arbeitslosigkeit und Korruption zum ägyptischen Alltag gehören. Doch jetzt scheint die Geduld gerade der jungen Bevölkerung am Nil aufgebraucht zu sein. Neue Möglichkeiten der Verständigung per Handy, Twitter oder Blogs kommen ihnen entgegen, und auf Dauer wird die Polizei den Protest nicht niederknüppeln können.
Auf die Sicherheitskräfte, deren Einschüchterungsversuche und Brutalität haben sich schon etliche autoritäre Regierungschefs verlassen. Später mussten viele dann doch gehen. Gut möglich, dass auch den greisen Mubarak bald dieses Schicksal ereilt.
Über Jahrzehnte konnte sich der ägyptische Präsident auf den Westen stützen, galt er doch als vergleichsweise gemäßigt und war als Vermittler im Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern geschätzt. Amerikaner und Europäer haben daher zu lange die Sonnenseite dieses Reiselandes gesehen und großzügig über Folter, politische Häftlinge und Verletzungen von Demonstrations-, Meinungs- und Religionsfreiheit hinweggeblickt. Auf Dauer darf das nicht so bleiben. So sollte der Westen staatliche Entwicklungshilfe an Bedingungen knüpfen und von Ägypten genauso scharf die Einhaltung der Menschenrechte einfordern wie etwa von China.
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