Neue OZ: Kommentar zu Ägypten
Osnabrück (ots)
Sehnsucht nach Ruhe
Das Ausland reibt sich ungläubig die Augen: Nach dem erfolgreichen Sturz des Mubarak-Regimes hatten die Ägypter endlich eine politische Wahl - und entschieden sich mit überwältigender Mehrheit für eine islamistische Führung. Was auf den ersten Blick als Rückschritt nach dem Fortschritt aussieht, überrascht im Grunde kaum.
Mit den Muslimbrüdern hat eine Partei rund 47 Prozent der Stimmen gewonnen, die den Menschen seit Jahrzehnten jenseits all ihrer religiösen Forderungen durch ihre Wohltätigkeit und ihr soziales Engagement bekannt ist. Ihr Erfolg zeigt, wonach sich ein Großteil der Ägypter sehnt: nach konkreter Verbesserung ihrer Lebensumstände, Sicherheit, Normalität. Die gute Organisation der Muslimbrüder überzeugt die Menschen eher als die uneinheitlich agierenden liberalen und säkularen Kräfte.
Ob Ägypten eine bessere Zukunft bevorsteht, entscheiden nun die Muslimbrüder. Die Vorzeichen stehen gut, dass sie ihrer Selbstbezeichnung als "moderate Islamisten" treu bleiben und sich nicht den ultrakonservativen Salafisten öffnen, die gut 24 Prozent der Wählerstimmen bekommen haben. Eine Wende in diese Richtung könnte sich die Partei allein aus wirtschaftlichen Gründen kaum leisten: Ägypten hängt nach der Revolution stärker denn je am finanziellen Tropf der USA. Und die würden ein radikales Ägypten kaum akzeptieren.
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